Foto: Lisi Specht
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Teesalon-Besitzerin und Künstlerin Eva Horvath wohnt in einem Jugendstil-Haus im 13. Bezirk. Hier verschiebt sie ihre Möbel, lässt sich von den Wänden beruhigen und dreht notfalls auch sonntags ihre Musik laut auf.

"Ich habe ein Jahr lang nach einer Wohnung gesucht. Die meisten besichtigten Wohnungen waren zu verwinkelt, hatten winzige Kabinette, fensterlose Bäder oder waren zu klein. Ich wollte einen großzügig geschnittenen, hellen Altbau, weil ich schon in einer Altbau-Wohnung aufgewachsen bin.

"Was ich schade finde: Die meisten Menschen haben keinen Mut zur Farbe." Eva Horvath in ihrem Wohnzimmer mit blaustichig-grünen Wänden, die sie überaus beruhigend findet.
Foto: Lisi Specht

Diese Wohnung in einem echten Jugendstil-Haus habe ich dann 2003 gefunden – durch Protektion! Jemand kannte jemanden, wie es eben läuft. Die Raumaufteilung ist ideal. Mit 160 m² ist genug Platz für meine Werbeagentur, das Malatelier und Wohnen.

Ich würde nie ein Zimmer aus einem Guss wollen. Räume müssen wachsen. Und sie müssen veränderbar sein. Durch Umstellen, eine neue Farbe oder ein neues Möbelstück. Auch Zweckmöbel verändere ich gerne. Ein Ikea-Regal habe ich zum Beispiel vergoldet. Ich stehe nämlich total auf die 1920er- und 1930er-Jahre, Art déco und Jugendstil.

Jedes Stück hier hat eine Geschichte. Vieles habe ich von Reisen mitgenommen: aus Nürnberg das goldene Rhinocerus von Dürer, Krüge vom Altwarentandler in Dresden, Silberkannen von Flohmärkten in Paris. Bei Flugreisen ist das nicht mehr so einfach – eine Stehlampe am Sitzplatz im Flieger aus London mitzunehmen ist heute schier unmöglich.

Fotos: Lisi Specht

Mein absolutes Lieblingsmöbelstück sind Ohrensessel. Meine Oma hatte im siebten Bezirk ein großes Kaffeehaus, mein Großvater hatte in der Küche sein Büro. Da saß er mit seiner Virginia und uns Kindern auf dem Schoß im Ohrensessel. Das ist für mich der Ausdruck der totalen Gemütlichkeit. Aber ich musste 35 Jahre alt werden, um mir einen Original-Chesterfield leisten zu können. Überhaupt soll man sich bei mir wohlfühlen. Ich mag es einfach nicht kalt und steril.

Mein Schreibtisch schaut daher auch selten so aufgeräumt aus wie jetzt. Da herrscht schon mal ein mehr oder weniger geordnetes Chaos meiner Unterlagen. Aber ich fange immer mit dem Aufräumen an, wenn meine Facility-Managerin, wie man heute sagt, kommt. Absolute Ausnahme ist meine Küche, wo ich die Mehlspeisen für meinen Teesalon zubereite. Die ist immer sauber. Oft denke ich mir: 'Siehst, Oma, ich hab's doch noch gelernt.' Es hat gedauert, bis ich eingesehen habe, dass Türme von Geschirr im Spülbecken keine gute Idee sind.

Was ich schade finde: Die meisten Menschen haben keinen Mut zur Farbe. Dabei kann Farbe so viel verändern. Als ich noch im fünften Bezirk gewohnt habe, hatte ich eine total bunte Wohnung – grünes Vorzimmer, terrakottafarbene Küche mit marokkanischen Fliesen, blaues Wohnzimmer. Auch in dieser Wohnung setze ich Farben ein. Das blaustichige Grün in diesem Raum habe ich in einem Jugendstil-Café in Barcelona entdeckt und finde es beruhigend.

Fotos: Lisi Specht

Ich wohne in einem kleinen Haus, kenne also alle Parteien. Unter mir wohnt zum Beispiel eine Schauspielerfamilie mit drei reizenden Kindern. Am Sonntagmorgen werde ich oft durch ihr Klavierspielen geweckt. Wenn allerdings ein und dieselbe Stelle beim Üben zu oft zum Stolperstein wird, drehe auch ich die Musik auf. Als der Mittlere Trompete lernen wollte, habe ich – zumindest für die Zeit, in der ich zu Hause bin – ein Veto eingelegt.

Wenn ich in dieser Wohnung bleiben darf, hat sich mein Wohntraum schon erfüllt. Leider habe ich einen befristeten Mietvertrag, der 2019 ausläuft. Ich schaue schon sporadisch, aber die Wohnpreise sind ein Wahnsinn. Eine kleine Villa, in der auch mein Teesalon und mein Atelier Platz haben, könnte ich mir gut vorstellen. Aber dafür bräuchte ich wohl einen Lottogewinn." (27.11.2017)