Addis Abeba – Als ausgewachsenes Tier ist der Eulenfalter Spodoptera frugiperda eine eher unauffällige Erscheinung: eine typische Motte graubrauner Farbe von drei bis vier Zentimetern Flügelspannweite. Und sonderlich lange hat man auch nicht Gelegenheit, ein Exemplar zu sehen. Nur 10 bis 20 Tage, nachdem es aus der Verpuppung schlüpfte, ist das Tier auch schon wieder tot.

Im Larvenstadium hat die Spezies allerdings eine ganz andere Bedeutung, nicht umsonst wird die Raupe als Herbst-Heerwurm bezeichnet. Die ebenfalls gut drei Zentimeter langen Raupen fressen hauptsächlich Gräser, zu denen leider auch wichtige Kulturpflanzen zählen – vor allem Mais. Betroffen können aber Reis, Baumwolle, Weizen, Zuckerrohr, Sorghum und Hirse sein. Treten die Raupen in Massen auf, kann dies zu massiven Ernteschäden führen.

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Hier haben Raupen ein Sorghum-Feld in Südafrika befallen.
Foto: REUTERS/Siphiwe Sibeko

Genau das steht aktuell in Afrika zu befürchten. Dort hat sich die erst vor kurzem aus den Tropen Amerikas eingeschleppte Spezies in Windeseile auf 38 Staaten ausgebreitet, berichtet Jean-Baptiste Bahama von der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) in Addis Abeba. "Es wird erwartet, dass die Situation südlich der Sahara in den nächsten Erntezeiten schlimmer werden könnte", warnte Bahama: "Alle betroffenen Länder haben einen ganz plötzlichen Ausbruch erlebt." Demnach drohen den Bauern Ernteverluste in Milliardenhöhe, und noch ist unklar, wie sich die Plage besiegen lässt. Die Erfolge mit Pestizid-Einsatz waren bislang durchwachsen.

"Das Ausmaß des Schadens in den Ländern, in denen die meisten Bauern Kleinbauern sind und wenig Zugang zu Bekämpfungsmaßnahmen haben, ist eine große Sorge", sagte Bahama. Er schätzt, dass pro Jahr zwischen acht und fast 21 Millionen Tonnen der erwarteten 39 Millionen Tonnen Mais vernichtet werden. Es drohten Verluste zwischen 2,5 und 6,2 Milliarden Dollar pro Jahr, sagte der Experte.

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Die Ausbreitung des Heerwurms läuft mit erschreckender Schnelligkeit ab.
Foto: REUTERS/Siphiwe Sibeko

Der Schädling wurde erstmals Anfang 2016 in Nigeria festgestellt und breitet sich seitdem in rasendem Tempo aus. Ein ausgewachsener Falter kann seine kurze Lebensspanne erschreckend gut nutzen und in einer Nacht bis zu 100 Kilometer weit fliegen. Dazu kommt, dass ein Weibchen hunderte Eier auf einmal legen kann, wie Alessio Colussi von der FAO in Kenia erklärte. "Das Zerstörungspotenzial ist gewaltig." (red, APA, 24. 11. 2017)