"Diana im Bade" schuf Rembrandt circa 1631, der Abzug stammt aus dem 17. Jahrhundert. Die Radierung war einst in der Sammlung des österreichischen Biedermeiermalers Johann Matthias Ranftl beheimatet und gelangte aus dem Nachlass ins Künstlerhaus.

Foto: Christie’s

Rembrandt Harmensz van Rijn, "Die Rückkehr des verlorenen Sohnes", Radierung von 1636, Schätzwert umgerechnet 5.600 bis 7.800 Euro.

Foto: Christie’s

Traum und Wirklichkeit: Die gleichnamige Sonderausstellung, die 1985 innert sechs Monaten mehr als 622.000 Besucher verzeichnete, wird in der Chronik des Künstlerhauses die erfolgreichste bleiben. An anderer Stelle hat sich zwischen diese Pole in den letzten Wochen und Monaten unerbittlich die Realität gezwängt.

Der Traum von der Wiedereröffnung im September 2018, passend zum 150-jährigen Jubiläum der Fertigstellung des Gebäudes im Jahr 1868, ist Geschichte. Warum? Die Auseinandersetzungen, Pardon, die Verhandlungen mit dem Bundesdenkmalamt hätten zu starken Verzögerungen geführt, erklärt Geschäftsführer Peter Zawrel. Es sei müßig darüber zu klagen, das Ergebnis sei zu akzeptieren. Nun sei die Eröffnung für Mai oder Juni 2019 geplant.

So manche Illusion ging wohl auch an einer anderen Front verloren. Wie berichtet ("Abverkauf in Raten", 31.3.2017) wird man sich von Kunstwerken trennen, die einst über Legate, Schenkungen und Ankäufe in den Besitz des Vereins kamen. Es geht nur noch um einen Restbestand, da man im Laufe der Jahrzehnte bereits zahlreiche Werke verkaufte, um Budgetlöcher zu stopfen.

Rembrandt-Connaisseur

Dazu gehören 72 Rembrandt-Grafiken, die sich jahrelang auf Ausstellungstournee befanden. 63 Radierungen, erklärte Zawrel im Frühjahr, seien noch zu Lebzeiten des Niederländers (1606–1669) entstanden, neun in der Zeit kurz nach seinem Tod. Eine Annahme, die vom Experten des Auktionshauses Christie's revidiert wurde: Drei "Blätter" enttarnte man als Heliogravüren des 20. Jahrhunderts, eine Minderheit datiere vor dem Todesjahr. Die Mehrheit der Drucke entstand Ende des 17., im 18. und einige auch im 19. Jahrhundert. Sie gelangen nun, teils zu Konvoluten vereint, am 14. Dezember in London zur Versteigerung. Der Erlös, bestätigt Zawrel, geht an den Verein. Den Gesamtschätzwert beziffert Experte Tim Schmelcher mit rund 170.000 Euro oder auch mehr. Denn selbst für spätere Abzüge gebe es einen Markt, wie Schmelcher versichert, spezialisierte Sammler in Deutschland und in der Schweiz, ein paar in Italien und Frankreich und die amerikanischen Museen als potenzielle Interessenten nicht zu vergessen.

In der europäischen Kunstgeschichte gilt Rembrandt – neben Dürer, Goya, Picasso und Warhol – als bedeutendster Druckgrafiker. Nicht nur, weil er mit knapp 300 Radierungen eine substanzielle Menge schuf, sondern weil die Grafik ein wesentlicher Teil seines kreativen Schaffens gewesen sei, betont der Leiter des Londoner Print-Departments.

Rembrandt ging es um Eigenständigkeit, nicht um die Reproduktion seiner Bilder: "Er war ein fantastischer Zeichner mit scharfem Blick für Charaktere und Emotionen, die er ökonomisch mit flottem Strich zu bannen verstand." Das Skizzenhafte seiner Radierungen begeisterte damals wie heute.

Interessant an dieser Kollektion sei aber ihre Geschichte, konkret, da sie von Johann Matthias Ranftl zusammengestellt wurde, aus dessen Nachlass sie später in den Bestand des Künstlerhauses gelangte. Der Biedermeiermaler sammelte einst nicht als Grafik- oder Rembrandt-Connaisseur, sondern erwarb Motive, die ihn als Genrespezialisten inspirierten, ist Tim Schmelcher überzeugt.

Er fände es spannend, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie groß Rembrandts Einfluss auf Ranftl gewesen sei und wie viele direkte Zitate sich in dessen Oeuvre fänden. Einer akademischen Arbeit darüber stünde wohl auch die bevorstehende Filetierung nicht im Wege, schließlich seien die Blätter digitalisiert worden. (Olga Kronsteiner, Album, 24.11.2017)