Sölden – Alle Jahre wieder, kaum ist der erste Schnee in den Bergen gefallen, lädt BMW zu einem Winter Technic Drive. Offiziell geht es darum, unter Beweis zu stellen, dass sich so ein BMW am rutschigen Geläuf selbst dann, wenn es steil bergauf geht, richtig wohlfühlt. Mehr noch, man demonstriert eine gewisse Kurzweil, die dem BMW-eigenen Allradantrieb, der ja recht hecklastig abgestimmt ist, innewohnt. Und das stets mit einem neuen Modell.

Auftaktsaufsicht

Inoffiziell liegt natürlich der Verdacht nahe, dass BMW die werte Kollegenschaft lieber unter Aufsicht das erste Mal im Winter fahren lässt. Immerhin kosten die Testwagln, welche die diversen Autohersteller auch bei Schnee ausgeben, richtig viel Geld.

Keine andere Marke verkauft im Premiumsegment so viele Allradler wie BMW.
Foto: BMW

Im Falle des BMW 6er GT, der im November auf den Markt kam, reden wir da von mindestens 69.650 Euro für den BMW 630i mit 258 PS. Mit Allrad sind wir dann schon bei 77.800 Euro für den 630d xDrive mit 265 PS. Nach oben hin ist da aber noch ordentlich Spielraum, mit 340 PS starken Motoren etwa, und Ausstattungen, die von Gestensteuerung bis zum WLAN-Hotspot reichen. Aber wenn der Belag unter den den Reifen erst einmal weiß und kalt ist, dann braucht man das alles nicht wirklich.

Leichter und größer

Dann ist es auch komplett egal, dass der 6er GT, der in der letzten Generation noch ein 5er GT war, um 87 Millimeter länger und 21 Millimeter flacher wurde, 100 Liter mehr Gepäck aufnimmt und gleichzeitig, je nach Ausstattung, um bis zu 150 Kilogramm leichter wurde. Obwohl – doch, das Gewicht, das merkt man schon. Allein schon bei der besseren Beschleunigung. Wenn man halt den Grip findet. Und den Mut. Und je nachdem, wie die beiden zusammenspielen, geht es dann um Lenkarbeit und Blicktechnik.

Bei der Lenkarbeit hilft die Allradlenkung. Bei unter 60 km/h lenken die Hinterräder mit und verkürzen gefühlt den Radstand des 6er GT.

Vier Radln a gführiger Schnee – Juchee
Foto: BMW

Was heißt das auf Eis und Schnee? Dass der große Gran Turismo in dem Fall nicht unbedingt durch mehr Komfort und die höhere Sitzposition besticht, sondern sich richtig agil und aktiv fahren lässt.

Kurvenprofi

Kris Rosenberger – mit dem Rallyepiloten haben wir uns ein Auto geteilt – stellt den BMW noch mitten auf der Geraden quer und drischt ihn dann regelrecht, durch Seitenfenster schauend, durch die Kurve und spielt sich dabei wie ein kleines Kind mit dem Allradsystem. Das verlagert nämlich die Antriebskräfte im Millisekundenbereich auch nach vorn oder konzentriert sie wieder auf die Hinterachse, sodass eine schöne Mischung aus deppensicher und trotzdem lustig entsteht.

Das heißt, die Regelsysteme im 6er GT erkennen den Driftwunsch, schicken die Antriebskräfte nach hinten und ziehen den Wagen über die Vorderachse auch wieder gerade, wenn die Elektronik, etwa über den Lenkimpuls, merkt, wann es dann wieder reicht. Wir sind also gerüstet, wenn der erste Schnee am Supermarktparkplatz liegt. Und die anderen 364 Tage genießen wir halt den Luxus des Reise-Sechsers. (Guido Gluschitsch, 4.12.2017)