Firefox 57 hat auch einen neuen Look eingeführt.

Screenshot: Mozilla

Vor rund einem Jahrzehnt war noch alles gut in der Mozilla-Welt: Der Firefox war der uneingeschränkte Liebling all jener, die ihren Browser selbst wählen, wie man es damals mit einer Spitze gegen die Vorinstallation des Internet Explorer formulierte. Doch dann betrat im Herbst 2008 Chrome und damit Google die Bühne der Browserwelt – und der Trend sollte sich umkehren. Seit Jahren sieht sich Firefox entsprechend mit einer schleichenden Erosion des eigenen Anteils am Browsermarkt konfrontiert. Dem wollte das Unternehmen nun aber nicht mehr länger zusehen, und unternahm mit Firefox 57 unlängst einen Neustart – und dieser sorgt nun bei vielen Kommentatoren für Begeisterung.

Umdenken

In Leitartikeln haben in den letzten Tagen eine Reihe von Techjournalisten verkündet, dass sie Chrome den Rücken kehren und zum Firefox zurückkehren. Besonders deutlich Worte findet dabei David Pierce von Wired: Firefox "Quantum" sei jener Browser, der für das Jahr 2017 gebaut wurde, und ihn somit auch in die Zukunft begleiten wird.

Der neue Firefox überzeugt nicht nur mit hoher Performance sondern auch mit sinnvollen Features wie einer mächtigen Screenshot-Funktion.
Screenshot: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Dabei habe er selbst keine allzu hohen Erwartungen an den neuen Firefox gehabt, betont Pierce. Immerhin habe Mozilla immer wieder einmal großspurige Versprechungen in Hinblick auf die Verbesserung von Performance und Effizienz gemacht – mit wenig spürbaren Auswirkungen. Doch der neue Firefox sei nicht nur schneller sondern auch schlauer und nicht zuletzt auch mit einem Fokus auf die Privatsphäre seiner Nutzer entwickelt. So werden hier etwa unsichtbare Tracker von Haus aus blockiert, etwas das bei Googles Browser undenkbar wäre.

Speed

Der Speedvorteil zeige sich vor allem bei intensiver Nutzung des Browser, also etwa wenn man 30 oder 40 Tabs gleichzeitig offen habe. Während hier der Chrome – zumindest auf dem Rechner von Pierce – immer stärker in die Knie gehe, zeige sich diese Effekt beim neuen Firefox nicht. Genau genommen sei es ihm bisher überhaupt noch nicht gelungen, die Mozilla-Software zu überfordern, egal wie viele Tabs er geöffnet habe, betont der Wired-Autor.

Features

Doch Performance alleine ist noch kein überzeugender Grund, den Browser zu wechseln, immerhin wechselt hier die Führung schnell einmal, wie die Erfahrung der letzten Jahre zeigt. Zum Glück bietet der Firefox auch einige sehr nützliche Features wie die Integration mit dem "Read it later"-Dienst Pocket oder aber auch die Möglichkeit Seiten gezielt an ein anderes Gerät zu schicken, wo sie dann umgehend zum Weiterlesen zur Verfügung stehen.

Auch sonst fühle sich Firefox Quantum so an, als hätten sich Power-User zusammengesetzt, um ihren Traumbrowser zu entwickeln. So gibt es etwa einen integrierten QR Code Reader und eine hervorragende, neue Screenshot-Funktion, die über einen eigenen Webservice das flotte Teilen mit anderen möglichen. Ein Nachtmodus darf natürlich ebenfalls nicht fehlen. Das Streichen der klassischen Add-Ons sei zwar bedauernswert, im Vergleich zum Chrome biete Firefox aber noch immer ein sehr ähnliches Erweiterungsangebot.

Doch Pierce bekennt auch, dass es ihm derzeit nicht möglich ist, komplett auf Firefox zu wechseln. Immerhin würde das CMS seines Arbeitgebers nur mit Chrome funktionieren. Hier scheint sich die Geschichte zu wiederholen, schon im Kampf gegen die Dominanz des Internet Explorers musste sich Mozilla mit ähnlichen Lock-In-Effekten herumschlagen – das hat den Firefox aber schon damals nicht davon abgehalten dem Marktführer Probleme zu bescheren... (red, 28.11.2017)