Paris/Wien – Die OECD hat die Wachstumsprognose für Österreichs Wirtschaft deutlich angehoben. Heuer dürfte es ein Plus von drei Prozent geben, im Juni hatte die OECD mit nur 2,2 Prozent gerechnet. 2018 soll der Zuwachs 2,5 Prozent statt 1,7 Prozent betragen, wie es noch im Juni erwartet worden war. 2019 sieht die OECD nun einen Anstieg von 1,8 Prozent voraus.

Die Wachstumsdynamik sei einem "günstigen Zusammenspiel internationaler und nationaler Einflussfaktoren" zu verdanken, heißt es im OECD-Bericht. Insbesondere sich Exporte und Investitionen erholen, aber auch der private Konsum dürfte angesichts steigender Einkommen, einer rückläufigen Sparquote und einer sich aufhellenden Konjunktur steigen. Die Inflation sei allerdings immer noch höher als in anderen Ländern des Euroraums. Das sei auf Sektoren zurückzuführen, die nicht im internationalen Wettbewerb stehen.

Betreuung auf dem Land mangelhaft

Die Arbeitslosigkeit wird sinken, die Erwerbsbeteiligung steigen, erwartet die OECD. Positiv vermerkt sie die zunehmende Erwerbsbeteiligung von Frauen und älteren Menschen. Allerdings könnte das Beschäftigungswachstum höher sein, wenn Angebot und Nachfrage besser abgestimmt würden. Die Wohnungsmobilität in Österreich hält die OECD für gering, wohnsitzabhängige Sozialleistungen bremsen diese weiter. Die OECD regt an, Wohnungspolitik, Pendlerpauschalen und Sozialleistungen so zu ändern, dass die Menschen zu mehr Arbeitsmobilität motiviert werden.

Im ländlichen Raum fehlen laut OECD Ganztagsschulen und Kinderbetreuungseinrichtungen, was Frauen an der Berufstätigkeit hindere. Österreich brauche auch spezifische Strategien für lebenslanges Lernen und ein größeres Lehrstellenangebot in Berufen, in denen die Digitalisierung rasch voranschreitet, um den Übergang zur digitalen Wirtschaft zu fördern. Die Anpassung von Firmen an die Digitalisierung komme in Österreich langsamer voran als "in den diesbezüglich fortgeschrittensten Ländern". Das betreffe vor allem kleinere Unternehmen.

Reformstau

Noch besser könnte sich die Konjunktur entwickeln, wenn sich die Exporte weiter beleben. Schlechter wäre sie, falls sich "die jüngsten Marktanteilsverluste in den globalen Wertschöpfungsketten als strukturell und nicht als konjunkturbedingt erweisen sollten" oder falls unvorhergesehene protektionistische Maßnahmen ergriffen werden. "Sollten die Reformen nach der Nationalratswahl im Oktober 2017 ins Stocken geraten, könnte dies darüber hinaus das Geschäfts- und Konsumklima und die Inlandsnachfrage beeinträchtigen", heißt es in dem OECD-Bericht. (APA, 28.11.2017)