ÖVP-Chef Sebastian Kurz mit seinem Verhandlungsteam.

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Wien – ÖVP-Chef Sebastian Kurz pocht auf die Einführung einer Bildungspflicht, denn es dürfe nicht darum gehen, dass Kinder lediglich neun Jahre in der Schule absitzen. Das Ziel sei weiterhin, die Verhandlungen mit der FPÖ vor Weihnachten abzuschließen, sagte Kurz vor einer weiteren Sitzung der Koalitionsverhandler am Dienstag.

Die Chefverhandler setzen sich bei dem Treffen im Parlamentspavillon mit Bildung auseinander, dabei gebe es noch einige Fragen zu klären, sagte Kurz. Er sei aber guter Dinge, dass man sich finden werde. Ziel sei, dass man sich auf die Grundkompetenzen Lesen, Rechnen und Schreiben fokussiere. Absolventen könnten das zu oft nicht, darin sieht Kurz ein "Riesenproblem" am Arbeitsmarkt. Daher sollte man sich schon in der Volksschule auf diese Grundkompetenzen konzentrieren, der ÖVP-Chef will deshalb eine Bildungspflicht diskutieren. Sollten die Kinder in den Grundkompetenzen ein Mindestmaß nicht erreichen, solle sich die Schulpflicht bis 18 Jahre verlängern, schlägt er vor.

Kurz spricht sich für ein "Mindestmaß in den Grundkompetenzen" aus ("ZiB 13").
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Kolportiert wird ferner, dass künftig in der Volksschule wieder obligatorisch Ziffernnoten vergeben werden sollen. Auch die siebenstufige Benotungsskala bei den Neuen Mittelschulen soll fallen. Zudem dürfte man Vorbereitungsklassen für Kinder, die nicht ausreichend Deutsch sprechen, einrichten.

Kurz hat weiterhin das Ziel, die Gespräche vor Weihnachten abzuschließen, das sei "machbar". Qualität gehe aber voran. Den 12. Dezember, der hierfür ebenfalls kolportiert wird, nannte Kurz "sehr ambitioniert". FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache meinte auf die Frage nach dem Abschlusstermin lediglich, er sei "kein Hellseher".

Kritik aus Wien

Die Wiener Landesregierung lässt kein gutes Haar an den kolportierten Bildungsvorhaben der Regierungsverhandler: "Der Bildungszugang, der sich in den schwarz-blauen Koalitionsverhandlungen derzeit abzeichnet, lässt sich in drei Worten am besten zusammenfassen: Sparen, Auslese und Ignoranz von positiven pädagogischen Zugängen", befand der Wiener Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) am Dienstag. Würden Ressourcen reduziert, gehe das auf Kosten individueller Förderung.

Harsche Kritik übte der Ressortchef an den Notenplänen: "Wenn es um Ziffernnoten statt verbaler Beurteilung geht, wird eine in Wien an über 260 Schulen jahrelang gelebte Praxis ignoriert, die sich sehr bewährt hat." Gerade die alternative Leistungsbeurteilung sei aus der pädagogischen Praxis von und mit Lehrern entstanden und werde laufend weiterentwickelt. Es sei "wirklich unglaublich", dass man diesen Lehrern einfach ausrichte, dass diese Form der Beurteilung nicht mehr gewünscht sei. Czernohorszky drängt darauf, die Lehrer selbst zu fragen, was sie davon halten. (APA, 28.11.2017)