Unter dem Motto "Investition in die Jugend – für eine nachhaltige Zukunft" stehen Bildungs- und Berufschancen für junge Menschen in Afrika offiziell ganz oben auf der Tagesordnung beim Gipfeltreffen der Afrikanische Union und der EU am 29. und 30. November in Abidjan, Côte d’Ivoire.

Foto: AFP/Sanogo

Auch wenn der Gipfel der Afrikanischen und der Europäischen Union in Côte d’Ivoire offiziell der Jugend gewidmet ist – bei den Beratungen in Abidjan steht in diesen Tagen vor allem die Migration im Vordergrund. Dessen sind sich auch diejenigen bewusst, die auf einen Dialog mit den Staats- und Regierungschefs für ihre Anliegen bauen.

"Es ist klar, dass das Thema Migration vorrangig, das eine ist ohne das andere aber nicht zu denken", sagt Youssouf Simbo Diakité, Mitgründer des African Diaspora Youth Forum in Europe (ADYFE), zum STANDARD. ADYFE hat mit anderen Organisation im Vorfeld des Gipfels konkrete Empfehlungen an die afrikanischen und europäischen Regierungen erarbeitet. Diakité betont, dass nur die Stärkung der afrikanischen Wirtschaft und die Schaffung von Arbeitsplätzen auch Perspektiven für afrikanische Jugendliche schaffen könnten.

Das ist nur konsequent gedacht, denn Afrika ist jung. 60 Prozent der Bevölkerung sind derzeit jünger als 25 Jahre. Laut Schätzungen des Internationalen Währungsfonds sind 18 Millionen neue Jobs jährlich nötig, um diesen jungen Menschen auch tatsächlich eine Lebensgrundlage zu bieten. Fehlt die Möglichkeit zu arbeiten, ist Migration oft die einzige Perspektive für junge Menschen, die oft trotz guter Ausbildung keine adäquaten Arbeitsplätze finden.

Fertigkeiten weitergeben

Aber auch die Diaspora, Afrikaner wie er, die in Europa leben, sei von großer Wichtigkeit für eine Kooperation zwischen den beiden Kontinenten. "Die Jungen, die ausgewandert sind, sind ideale Brückenbauer. Sie kennen beide Welten", merkt Diakité an. Deswegen sei es besonders wichtig, dass afrikanische Bürger in Europa die Möglichkeit bekommen, ihre Fertigkeiten zu verbessern, sich weiterzubilden. Dazu brauche es auch eine engere Zusammenarbeit mit der Wirtschaft.

Ansatzpunkte, die auch der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel in Abidjan für interessant hielte, wären Programme, bei denen Unternehmen aus nachgefragten Branchen eine Art "Rotationstraining" anbieten, unterstützt mit öffentlichen Geldern. Die Fertigkeiten, die sich die jungen Leute so aneignen, könnten dann gezielt eingesetzt werden. Solche Kooperationen in der Wirtschaft könnten zur Nachhaltigkeit beitragen. "Crowd Coaching" nennt Diakaté das auch, wenn beispielsweise Bauern aus Europa und Afrika zusammenarbeiten, um sich auszutauschen und gemeinsam Konzepte zu entwickeln.

Ungleiche Voraussetzungen

Zudem müsse es einfacher werden, Unternehmen auf und über beide Kontinente hinweg zu gründen und zu betreiben. Zusätzliche Möglichkeiten der Mobilität, zum Beispiel über ein erweitertes Erasmus-Programm (derzeit gilt das Hochschulprogramm nur innerhalb Europas), würden außerdem jungen Menschen beider Kontinente nutzen, so Diakité.

Nicht nur Jobs und Bildung sehen die jungen Menschen, die ihre ausgearbeiteten Empfehlungen am Mittwoch bei dem Gipfel in Abidjan präsentieren, im Fokus. Neben dem Kampf gegen den Klimawandel, mehr Sicherheit und einer guten Staatsführung betonen sie auch die Notwendigkeit, junge Menschen am politischen Dialog teilhaben zu lassen. Die afrikanischen Führungen sind teilweise gar nicht, teilweise nur eingeschränkt bereit, offen über Jugend und Zivilgesellschaft zu debattieren. (mhe, 28.11.2017)