Wenn sich Männer und Frauen beim Namensrecht nicht an die Tradition halten, wird das noch immer kritisch beurteilt.

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Der Familienname ist nicht nur eine alte Tradition. Wer welchen Familiennamen nach der Eheschließung behält oder annimmt, macht auch immer noch großen Eindruck. Eine Studie zeigt nun, dass die Entscheidung darüber, ob Frauen den Familiennamen des Ehepartners übernehmen, die Wahrnehmung anderer über Rollenverteilung und Machtverhältnisse in dieser Ehe prägt.

Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung der Universität von Nevada in Las Vegas unter Leitung der Entwicklungspsychologin Rachael Robnett. Feministische WissenschafterInnen haben sich zwar schon dafür interessiert, warum die Annahme des Namens des Ehemanns trotz einschneidender Veränderungen der Geschlechterverhältnisse in den vergangenen Jahrzehnten noch immer eine so weit verbreitete Norm in westlichen Gesellschaften ist. Robnetts Studie aber hat sich nun erstmals damit befasst, wie sich der Umgang mit dem Familiennamen auf die Wahrnehmung des Ehemanns auswirkt.

Sie wird "männlicher", er "weiblicher"

Robnett und ihre KollegInnen konnten zeigen, dass schon allein die Entscheidung von Frauen, ihren Nachnamen zu behalten, die Zuschreibung der Geschlechterrollen der EhepartnerInnen durcheinanderwirbelt. So wird der Ehemann einer Frau mit "eigenem" Familiennamen als weniger männlich im traditionellen Sinn wahrgenommen. Ihm werden Charakterzüge zugeschrieben, die ansonsten weiblich konnotiert sind. Umgekehrt werden Frauen, die der Konvention der Namensübernahme nicht folgen, mit typisch männlichen Attributen beschreiben, etwa "ambitioniert" und "Selbstbezogenheit". Diesen Frauen wurden auch ein höherer Status und mehr Macht zugeschrieben als ihren Partnern.

"Die Leute schließen von der Entscheidung über den Familiennamen auf generelle genderspezifische Charakterzüge", sagt Robnett über die Forschungsergebnisse. Ihr Team stellte auch fest, dass sich die Meinungen über die Charaktereigenschaften jener Ehemänner, die mit ihrer Partnerin von der Namenstradition abweichen, nicht einhellig sind. Menschen, die sich selbst streng an traditionelle Geschlechterrollen halten, bis hin zu sexistisch eingestellten Personen urteilen um einiges strenger über diese Ehemänner, die diese Gruppe sogar als "entmachtet" betrachten.

Subtile Geschlechterstereotype

"Diese Studienergebnisse zeigen eine Verbindung von heterosexuellen Liebesbeziehungen und Machtstrukturen auf, die vor allem Männer bevorzugen", sagt Robnett. Der gemeinsame Familienname ist demnach weit mehr als ein Überbleibsel patriarchaler Strukturen, sondern "er zeugt von den subtilen Geschlechterstereotypen und Ideologien, die unhinterfragt Privilegien von Männern transportieren". (red, 5.12.2017)