Ankara – Zwei türkische LGBTI-Aktivistengruppen haben in Ankara Anzeige erstattet gegen das Verbot aller Kulturveranstaltungen von Schwulen, Lesben und anderen sexuellen Minderheiten in der türkischen Hauptstadt.

Kaos Gl und Pink Life teilten am Mittwoch in einer Erklärung mit, dass sie vor dem Verwaltungsgericht von Ankara Beschwerde eingereicht hätten gegen die Entscheidung des Gouverneurs, alle LGBTI-Events bis auf weiteres zu verbieten. Die Abkürzung LGBTI steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Intersexuelle.

"Diese offenkundige Verletzung der Rechte muss beendet, und diese Entscheidung muss annulliert werden", erklärte der Anwalt Emrah Sahin von Pink Life. Er "wolle glauben", dass die Entscheidung des Gouverneurs vom 19. November auf einen "persönlichen Irrtum zurückgeht und nicht auf die Politik der Regierung".

"Gefahr für die Sicherheit"

Der Gouverneur hatte zunächst ein von der deutschen Botschaft mitorganisiertes LGBTI-Filmfestival untersagt, bevor er sämtliche derartige Kulturveranstaltungen verbot. Er begründete das Verbot mit der Gefahr für die öffentliche Sicherheit, die von solchen Veranstaltungen ausgehe, da diese "gewisse Teile der Gesellschaft" provozieren könnten. In Deutschland und anderen Staaten war die Entscheidung auf Protest gestoßen.

Vergangenes Wochenende wurde auch in Istanbul ein LGBTI-Kurzfilmwettbewerb verboten. In der Türkei ist Homosexualität nicht verboten, doch leiden Angehörige sexueller Minderheiten in dem konservativen Land oft unter Diskriminierung. Schwule und Lesben beklagen seit langem die Beschneidung der sozialen Freiräume unter der islamisch-konservativen Regierung von Präsident Tayyip Erdogan. (APA, 29.11.2017)