Auch in Wien ist die Kampagne einer norwegischen Datingplattform angekommen und sorgt für Kritik.

Foto: APA/AFP/ANAIS CAQUANT

Wien – Mitten in der #MeToo-Debatte über sexuelle Belästigung hat eine umstrittene norwegische Datingbörse in Österreich ihre Zelte aufgeschlagen. Die Onlineplattform Rich Meet Beautiful wirbt auf ersten Plakaten in Wien damit, dass sich Studierende über einen Sugardaddy beziehungsweise eine Sugarmama ihr Studium finanzieren können. Die Stadt Wien und das Frauenministerium prüfen mögliche Konsequenzen.

Einem Vorabbericht der "Wiener Zeitung" zufolge haben die aufsehenerregenden Plakate in Wien gar keine Genehmigung der Magistratsabteilung 46 (Verkehrsorganisation). Konkret gehe es demnach um die Bewilligung nach dem Gebrauchsabgabegesetz und der Straßenverkehrsordnung, da es sich um eine Nutzung öffentlicher Verkehrsflächen zu verkehrsfremden Zwecken handle. Weil diese Bewilligung nicht vorliegt, werde sich die MA 46 mit der Landespolizeidirektion Wien in Verbindung setzen, die in dieser Sache die Exekutivfunktion hat, hieß es in dem Bericht.

Rechtswidrigkeit wird geprüft

Das Frauenministerium habe laut "Wiener Zeitung" die Stadt Wien informiert, die für Prostitution zuständig ist. Das Ministerium prüft demzufolge, ob eine Rechtswidrigkeit vorliegt. Außerdem wurde der Fall an den Werberat weitergeleitet, der Werbung unter anderem auf Sexismus prüft. Dieser kommt allerdings nur bei genehmigter Werbung zum Einsatz – was im vorliegenden Beispiel nicht der Fall sein könnte.

Bereits in Frankreich und Belgien hatte es für die Kampagne Kritik gehagelt. Die Stadt Paris geht sogar juristisch gegen die "Sugar Daddy"-Website vor. Die stellvertretende Bürgermeisterin Helene Bidard kündigte bereits im Oktober rechtliche Schritte gegen den französischen Ableger des Datingportals an. Die Betreiber hatten vor Pariser Universitäten um mittellose Studentinnen und Studenten geworben, um sie mit wohlhabenden älteren Männern und Frauen zu verkuppeln. Dahinter verberge sich ein Aufruf zur Prostitution, kritisierte Bidard. Die Polizei beschlagnahmte in Paris den Werbewagen der Websitebetreiber. Auch in Belgien nahmen die Behörden wegen des Verdachts der Anstiftung zu Prostitution Ermittlungen gegen die Datingwebsite auf. Die Polizei beschlagnahmte ebenfalls Werbeplakate.

Empörte Zeugen

Nach Frankreich, Belgien und Deutschland ist die Datingbörse nun auch in Österreich angekommen. Erste Zeugen empörten sich am Donnerstag bereits über die Werbeplakate in Wien. Das Unternehmen selbst beschreibt sich auf der Website als "online Sugar-Dating-Netzwerk für erwachsene Männer und Frauen ab 18 Jahren, die eine für beide Seiten zufriedenstellende Beziehung suchen".

Laut einer Aussendung von Rich Meet Beautiful am Mittwoch hätten sich seit Start der Kampagne am Montag dieser Woche bereits 7.000 österreichische Mitglieder angemeldet. "Wir wussten, dass dies das neue Dating in 2017 wird, aber ich muss gestehen, der Erfolg hat uns überrascht. Das Ziel sind 100.000 Mitglieder bis Ende 2017", sagte Sigurd Vedal, Geschäftsführer der Datingwebsite. (APA, 30.11.2017)