Flughafen.

Trainieren.

Foto: APA/KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Adeje (Teneriffa) – 76 ATP-Matches in diesem Jahr und auch ein kurzer Urlaub nach dem letzten Gruppenmatch bei den ATP Finals in London sind für Dominic Thiem Geschichte. Der fünftbeste Tennis-Spieler 2017 bereitet sich wie auch schon in den vergangenen Jahren auf Teneriffa auf die neue Saison vor. Mit von der Partie sind u.a. auch Dennis Novak und Sebastian Ofner, in knapp einer Woche kommen weitere Spieler hinzu.

Thiem ist neuerlich in einem Fünf-Sterne-Hotel in der Nähe von Adeje untergebracht. Dort liegen die Tenniscourts, das Fitnesszentrum usw. alles an einem Platz. Doch so sehr das Ambiente an einen Sommerurlaub erinnert, den 24-jährigen Niederösterreicher erwartet in den kommenden drei Wochen knochenharte Arbeit. "Man muss einmal schauen, wie er beieinander ist, wie er die Belastung verträgt, wann es sinnvoll ist, dass man voll anfährt", erklärte Thiem-Coach Günter Bresnik nach der Ankunft im Gespräch mit der APA.

Das Jucken

Am nötigen Einsatz wird es Thiem trotz eines nur knapp zehntägigen Urlaubes nicht mangeln. "Wenn er zwei Wochen keinen Schläger in der Hand hat, dann juckt es ihn natürlich." In den ersten paar Tagen gilt es vorerst einmal den Status quo festzustellen, erläutert Bresnik. Auf dem Programm stehen Fitness-Checks und ein "ganzer Haufen Untersuchungen". Nötige ärztliche Checks wie etwa Blutbefunde wurden bereits in Österreich gemacht. "Das macht er viertel- oder halbjährlich, der ist pumperlgesund", sagte der Trainer.

Zwischen dem 8. und 10. Dezember werden zur bereits großen Truppe, in der auch Physiotherapeut Alex Stober eine wichtige Rolle im Aufbau spielt, auch Kitzbühel-Sieger Philipp Kohlschreiber (GER), Joao Sousa (POR) und Jerzy Janowicz (POL) stoßen. Auch ein paar Jugendliche aus der Südstadt sind im Trainingscamp dabei.

Material

Natürlich bietet die Saisonvorbereitung auch Zeit, um am Material zu tüfteln. "Da doktert man an den Schuhen herum und an den Schlägern, an der Bespannung. Die Zeit kannst verwenden, dass du solche Sachen ausprobierst", schildert Bresnik. Auch bei Thiems Schlägerfirma (Babolat) gibt es immer wieder kleinere Neuerungen.

Die große Saison-Analyse findet hingegen nicht so statt, wie man sich das vielleicht vorstellt. "Das machst du ja jede Woche. Es ist ja nicht so, dass du wartest bis die Saison vorbei bist und dann analysierst. Gewisse Dinge kann man dann vorhersehen, manchmal weiß man schon im Vorhinein was passieren wird. Sowohl in die eine, als auch in die andere Richtung."

Auch die Turnierplanung steht im Wesentlichen, ist freilich für einen Top-Ten-Spieler ohnehin klar an den Grand-Slams und den Masters-1000-Turnieren ausgerichtet. Ob Thiem 2018 wieder in Kitzbühel spielt? "Da lasse ich mir noch Zeit", sagte Bresnik.

"Kein Paradebeispiel"

Die zuletzt vom Schweizer Marc Rosset gegenüber der Schweizer Tageszeitung "24heures" geäußerte harte Kritik an Thiem lässt Bresnik erwartungsgemäß kalt. Der Olympiasieger 1992 hatte dem Österreicher im vergangenen Jahr "keinen einzigen Fortschritt in seinem Tennis" bescheinigt. Zudem kritisierte der 47-Jährige die Turnierplanung und eine zu wenig aggressiven Spielweise Thiems. "Treffen tut mich so und so nichts, was andere Leute sagen", erklärte Bresnik, der Rosset aus früheren Zeiten kennt. "Er braucht mir nicht unbedingt erzählen, wie man sich verhält und wie man alles richtig macht ", meinte der 56-jährige Niederösterreicher lachend. "Er war kein Paradebeispiel."

Beobachter würden Thiems Matches und die Ergebnisse sehen, aber nicht seine Leistungsfähigkeit. "Es gibt ja Gründe, warum das nicht parallel geht, und die muss man halt kennen und verstehen." Schon in London hatte Bresnik trotz des enttäuschenden Saisonabschlusses auch eine Lanze für Thiem gebrochen. "Er ist jetzt zwei Jahre lang in einer Sportart, die in jedem Land der Welt betrieben wird, in den Top Ten und hat sich vom letzten Jahr von acht auf fünf gesteigert."

Geduld

Bresnik bleibt geduldig und weiß, was ein fitter Dominic Thiem leisten kann. "Es gibt einige Sachen, die er relativ einfach stark verbessern kann, dafür brauchst du Zeit." Auch der Spielstil müsse sich entwickeln und dann auch durchgezogen werden. "Beim Tennisspieler geht es um Automatismen, nicht darum, dass er sich in der Sekunde was denkt. Ein Autorennfahrer denkt auch nicht ans Schalten, wenn er mit 240 um die Kurve fährt."

Woran Bresnik genau arbeiten will, verrät er nicht. "Das ist wie wenn du die Schwächen ansprichst." Mit welcher Vision er schon jetzt in Richtung 2018 blickt? "Ich will immer, dass er besser Tennis spielt. Es geht um die Sicherheit bei allen Schlägen." Zudem sei im Saisonfinish Thiems Aufschlag mit unter 50 Prozent Quote für einen Top-Ten-Spieler schwach gewesen. "Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann wäre es, das Dominic einmal über einen längeren Zeitraum das spielt, was er kann. Weil dann wird es für fast alle sehr schwer." (APA, 1.12.2017)