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Sich wieder in die richtige Lage zu bringen kostet Riesenschildkröten mit einem sattelförmigen Rückenpanzer (oberes Bild) mehr Energie als solchen mit einem kuppelförmigen Panzer.

Fotos: Ylenia Chiari - REUTERS/Adalgisa Caccone

Berlin/Birmingham – Galapagos-Riesenschildkröten können ein Lebendgewicht von 300 Kilogramm erreichen. Dass etwas diese riesigen Reptilien aus dem Gleichgewicht bringen kann, erscheint unwahrscheinlich. Und doch passiert es immer wieder, dass die Tiere etwa in abschüssigem Gelände umkippen und auf dem Rückenpanzer zu liegen kommen. In der Regel können sich die Schildkröten mit Schwung oder mithilfe des Kopfes wieder umdrehen. Wie viel Kraft sie das kostet, hängt allerdings von der Panzerform ab, wie nun eine Studie der Universität South Alabama in den USA zeigt.

Das nicht gänzlich unerwartete Ergebnis: Mit einem kuppelförmigen Panzer verbraucht eine Galapagos-Riesenschildkröte weniger Energie beim Aufrichten als mit einem sattelförmigen Panzer. Unterarten mit solchen Rückenschilden seien dadurch benachteiligt, berichten die Forscher in der Fachzeitschrift "Scientific Reports".

Verschiedene Rettungsmethoden

Auch die Bewegung beim Aufrichten unterscheidet sich laut Studie je nach Panzerform: Wenn Riesenschildkröten mit einem kuppelförmigen Panzer auf den Rücken gefallen sind, wackeln sie so lange mit Kopf und Füßen, bis sie genügend Schwung zum Umdrehen haben. Ihre Artgenossen mit sattelförmigem Panzer hingegen drücken ihren Kopf vertikal auf den Boden und ruckeln dann mit den Füßen.

Um den Energieaufwand beim Aufrichten messen zu können, erstellte das Team um die Biologin Ylenia Chiari dreidimensionale Panzermodelle. Außerdem ermittelten die Forscher den Massenmittelpunkt zweier lebender Riesenschildkröten. Anschließend berechneten sie am Computer, wie viel Kraft die Tiere brauchen, um sich vom Rücken auf die Beine zu drehen.

Zwei Panzerformen, zwei Lebensräume

Auf den Galapagosinseln leben elf Unterarten der Riesenschildkröte, deren Panzerformen sich grob in kuppel- und sattelförmige aufteilen lassen. Die Tiere bewohnen unterschiedliche Habitate: Während Riesenschildkröten mit sattelförmigen Panzer eher in trockeneren und tiefer gelegenen Gebieten des Archipels zu finden sind, leben jene mit kuppelförmigen Panzer in deutlich feuchteren, kälteren und höheren Regionen.

Bisher war man davon ausgegangen, dass die verschiedenen Panzerformen eine Anpassung an unterschiedliche Futterquellen darstellen. Riesenschildkröten mit sattelförmigem Schutzschild sind dank einer Panzerwölbung in der Lage, ihren Kopf deutlich höher an Pflanzen heranzuführen. Die neuen Studienergebnisse könnten jedoch zeigen, dass auch die Fähigkeit, sich wieder aufzurichten, für die evolutionäre Entwicklung der Panzerformen von Bedeutung gewesen ist.

Doch nicht ausgestorben

Die Galapagos-Riesenschildkröten wurden in den vergangenen Jahrhunderten von Walfängern als Nahrung gefangen und lebend mit an Bord genommen. Die kuppelförmige Riesenschildkröte (Chelonoidis elephantopus) galt über 150 Jahre als ausgestorben, erst 2015 konnten wieder einzelne Exemplare entdeckt werden. Der Galapagos-Archipel, 1.000 Kilometer westlich von Ecuador, gehört zum Unesco-Weltnaturerbe. (APA, red, 3.12.2017)