Wien – Integrationsministerium und Stadt Wien haben den Endbericht der wissenschaftlichen Studie zu Wiener Islam-Kindergärten, die sie 2015 in Auftrag gegeben haben, übermittelt bekommen. Das Ergebnis könne allerdings erst präsentiert werden, wenn ein wissenschaftlicher Beirat die Studie durchgesehen habe, informierte eine Sprecherin von Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) am Freitag.

Das dürfte bis Mitte Dezember dauern. Die Stadt hofft, dass die Studie vor Weihnachten präsentiert werden kann. Nachdem Islamforscher Ednan Aslan am Donnerstag der Stadt seinen Teil separat übermittelt hatte, seien auch die Ergebnisse der weiteren mit der Untersuchung betrauten Forscher der Universität Wien und des FH Campus Wien eingelangt. Man habe bereits mit dem Büro von Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) in Bezug auf eine gemeinsame Präsentation der Studie Kontakt aufgenommen, so die Sprecherin.

Kritik an der Stadt Wien

Das Integrationsministerium betonte, dass die separate Übermittlung erfolgt sei, da jener Teil, der federführend von Aslan verfasst wurde, bereits von einem wissenschaftlichen Beirat geprüft worden sei. "Die Rückmeldung dieses Beirats, bestehend aus Fachkollegen des Forscherteams, zum restlichen Studienteil ist noch ausstehend, daher ist die Studie von den Forschern noch nicht zur Veröffentlichung freigegeben", so ein Sprecher des Integrationsministeriums in einer schriftlichen Stellungnahme.

"Bei der Stadt Wien weiß die linke Hand nicht, was die rechte tut. Die Kritik an Aslan ist ziemlich peinlich, weil gestern der Abgabetermin für die beteiligten Forscher war", kritisierte er. Czernohorszky hatte am Donnerstag Kritik daran geübt, dass Aslan ungeachtet des geforderten gemeinsamen Endberichts seinen Beitrag unkommentiert an die Stadt geschickt habe.

"Getrennte Abgabe macht Sinn"

Die getrennte Abgabe der Studie zu den Wiener Islam-Kindergärten "macht durchaus Sinn", sagt Henning Schluß, Projektleiter des Forschungsteams der Uni Wien.

Das sechsköpfige Expertenteam kommt von der FH Campus Wien unter der Leitung von Elisabeth Steiner und der Uni Wien mit Schluß als oberstem Betreuer. Letzterer erklärte den Umstand, dass nicht eine einzige Endstudie den Auftraggebern bzw. dem wissenschaftlichen Beirat übermittelt wurde, mit den per se zwei unterschiedlichen inhaltlichen Perspektiven. Während Aslan die Kindergartenträger unter die Lupe genommen habe, hätten sich die fünf Kollegen mit den einzelnen Kindergärten beschäftigt. "Da macht es schon Sinn, das selbstständig zu machen", erklärte Schluß.

Die Art der Trennung habe sich im Arbeitsprozess als besser praktikabel herausgestellt, meinte der Experte. Die zwei Teile würden sich freilich ergänzen und gehörten zusammen gelesen. Mit Zerwürfnissen oder Uneinigkeiten innerhalb der Forschergruppe habe das nichts zu tun, sagte Schluß auf Nachfrage. Er geht davon aus, dass der wissenschaftliche Beirat – er prüft die Ergebnisse jetzt noch auf methodische Qualität – bis Mitte des Monats sein Okay gibt und die Resultate kurz darauf der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Bis dahin wolle er sich inhaltlich nicht zur Studie äußern. (APA, 1.12.2017)