Maria Lassnigs "Selbstporträt als Elefant" wandert nun aus der Sammlung Essl in jene von Reinhold Würth. Das Gemälde aus dem Jahr 1991 gastierte nur selten in Ausstellungen, zuletzt (Oktober 2005 bis Jänner 2006) in der Galerie der Raiffeisen Landesbank Tirol.

Foto: Sammlung Würth

Künzelsau/Wien – Mittwochabend wurde Reinhold Würth von der Initiative Wirtschaft für Kunst im Hotel Imperial mit dem Jurypreis "Maecenatentum" ausgezeichnet. Nahezu zeitgleich ließ das Unternehmen des Schraubenfabrikanten über die Deutsche Presse-Agentur Beispielhaftes verlauten: Die Sammlung Würth wird 2018 und 2019 rund 150 Kunstwerke aus der Sammlung Essl ankaufen, darunter solche von Karel Appel, Georg Baselitz, Tony Cragg, Alex Katz, Anselm Kiefer, Martin Kippenberger oder auch Maria Lassnig und Arnulf Rainer.

Würth ist der bekannteste Kunstmäzen Deutschlands, betreibt mehrere Museen am Stammsitz in Künzelsau und bespielt insgesamt zehn an Unternehmensstandorte angeschlossene Kunstdependancen, seit 1999 etwa den "Art Room Würth" im niederösterreichischen Böheimkirchen.

Als Grundlage dient seine seit den 1960er-Jahren aufgebaute Sammlung, die mittlerweile über 17.500 Objekte umfasst. Dazu gehört auch die Schutzmantelmadonna von Hans Holbein dem Jüngeren, die er 2011 für 50 Millionen Euro erwarb. Solche Altmeister-Gemälde gehören ihm privat, der Rest der umfangreichen Kollektion steht dagegen im Eigentum des Konzerns. Auch das Konvolut aus der Sammlung Essl wird sich in den Bilanzen wiederfinden.

Rettungsaktion refinanziert

Seit April und für die nächsten 27 Jahre ist die Sammlung Essl zwar als Dauerleihgabe in der Albertina beheimatet, gehört jedoch zu 60 Prozent der Privatstiftung Hans-Peter Haselsteiners. Der Bautycoon war im Herbst 2014 eingesprungen, um die 4900 Werke vor dem Zugriff der Gläubiger der in Turbulenzen geratenen Baumarktkette zu bewahren: mit einem Überbrückungskredit in der Höhe von rund 115 Millionen Euro.

Zur Refinanzierung des Kredits wurden seither sukzessive Kunstwerke verkauft. Im Februar 2017 umfasste der Bestand noch knapp 4600 Werke. Weitere Verkäufe seien notwendig, jedoch ohne den Kernbestand zu beschädigen, versicherte Hans-Peter Haselsteiner. Dementsprechend erfolgte der Ankauf Würths in Zusammenarbeit mit Karlheinz Essl und in Abstimmung mit der Albertina. Sieht man von erwähnten Künstlernamen ab, soll das Geheimnis um die Werke erst ab Sommer 2018 in der Kunsthalle in Schwäbisch-Hall gelüftet werden.

Es handle sich um Arbeiten, die es in der einen oder anderen Form als Variante noch im Essl-Bestand gebe, betonte Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder im ORF-Interview. Über den Kaufpreis, hieß es, sei Stillschweigen vereinbart. Dem Vernehmen nach soll er jedoch in der Größenordnung der noch offenen Schuld von etwa 40 Millionen Euro liegen. Wie Haselsteiner auf aktuelle STANDARD-Anfrage bestätigte, sei die Refinanzierung des Kredits mit diesem Deal weitestgehend abgeschlossen.

Reinhold Würth kann es sich leisten: Laut aktuellem Forbes-Ranking hält er mit einem geschätzten Vermögen von 12,8 Milliarden Dollar derzeit Platz elf unter den reichsten Deutschen. (kron, 2.12.2017)