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In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa ist die Stimmung noch gespannter als bisher.

Foto: Reuters / Khaled Abdullah

Sanaa – Ein von den jemenitischen Huthis kontrollierter Radiosender hat am Montag den Tod von Ex-Präsident Ali Abdullah Saleh gemeldet. Dieser galt bis vor wenigen Tagen als Verbündeter der schiitischen, vom Iran unterstützten Miliz, hat sich dann aber mit ihnen überworfen. Seither gibt es in der Hauptstadt Sanaa wieder schwere Kämpfe. Mitglieder von Salehs Partei dementierten zunächst Meldungen über den Tod ihres Chefs, später bestätigte ein Anhänger des Expräsidenten der Agentur Reuters gegenüber aber dessen Tod.

Zuvor hatten die Huthis nach eigenen Angaben schon Geländegewinne gegen Saleh erzielt. Huthi-Truppen hätten im Süden Sanaas Positionen von Anhängern Salehs eingenommen, sagte ein Sprecher am Montag. Nach Angaben aus Krankenhäusern wurden in den vergangenen sechs Tagen im Zuge des neuen Konflikts mindestens 125 Menschen getötet und 238 verletzt. Helfer berichteten, die Leichensäcke in der Hauptstadt würden bereits knapp.

Am Vormittag wurde dann berichtet, dass die Huthis auch Salehs Haus gesprengt haben. Wo sich der Ex-Präsident aufhielt, war nicht bekannt. Auch das Haus eines mit Saleh verbündeten Stammeschefs in Hajjah nahe der Hauptstadt wurde demnach in die Luft gejagt.

Medien und Aktivisten berichteten von Straßenkämpfen. Die Nachrichtenagentur Saba und Augenzeugen meldeten, dass Kampfflugzeuge der von Saudi-Arabien geführten Koalition zahlreiche Angriffe auf die Rebellen geflogen seien. Dabei wurden Ziele in der Nähe des Flughafens und des Innenministeriums angegriffen, berichteten Bewohner der Stadt und eine Quelle auf dem Flughafen.

Bewohner berichteten überdies, dass sich die Kämpfe zwischen Anhängern Salehs und den Huthis auf Gebiete außerhalb der Hauptstadt ausgeweitet hätten. Stammesangehörige in Salehs Heimatstadt Sanhan südlich von Sanaa berichteten von heftigen Gefechten in der Nacht auf Montag.

Zusammenarbeit nur vorübergehend

Saleh und Huthi-Chef Abdul Malik al-Huthi waren jahrzehntelang verfeindet gewesen, bis sie sich nach Salehs Abtritt Ende 2011 gegen den sunnitischen Präsidenten Abd Rabbu Mansour Hadi verbündeten. Zuletzt hatte das Bündnis jedoch Risse bekommen, was Ängste vor einer neuen Front in dem Konflikt schürte. Am Samstag erklärte sich Saleh zu Gesprächen mit Saudi-Arabien bereit, das den Sunniten Hadi unterstützt. Beobachter sehen darin eine mögliche Wende in dem Bürgerkrieg. Die Huthi-Rebellen reagierten erbost.

Appell der Uno

Angesichts der neuerlichen Eskalation forderte Uno-Generalsekretär António Guterres ein Ende aller Luft- und Bodenangriffe. Die schweren Kämpfe verhinderten die Versorgung von Verletzten und Kranken, sagte Guterres am Sonntagabend. Außerdem fesselten sie die Bevölkerung ohne Lebensmittel und Treibstoff an ihr Zuhause. Ohne die Wiederaufnahme lebenswichtiger Importe drohten Millionen Menschen Hunger, Krankheit und Tod.

Hadi bot unterdessen allen, die ihre Unterstützung der Huthis aufgeben und sich zurückziehen, eine Amnestie an, gab Ministerpräsident Ahmed Obeid bin Daghr am Montag in der von der Regierung kontrollierten Hafenstadt Aden bekannt. Damit sollen die Huthis offensichtlich weiter geschwächt werden. (APA, red, 4.12.2017)