Band-Co-Leiter Heinrich von Kalnein: "Auch Texte der Weltliteratur sind ein wichtiger Teil unserer Zutaten."

Foto: Wolfgang Grossebner

Graz/Wien – Die Jazz Bigband Graz hat einiges vor: Im Rahmen ihres dreitägigen Triology-Festivals ist sie in Graz (7. bis 9. 12.) zu hören. Gleich danach (10. bis 12. 12.) gilt es, die drei Programme im Wiener Porgy & Bess zu präsentieren. Es sind dies Electric Poetry & Lo-Fi Cookies, Urban Folktales und True Stories.

Wer sich für einen Abend entscheiden muss, für den hat Saxofonist und Co-Chef der Band, Heinrich von Kalnein, natürlich Orientierungshilfen parat: "Wenn man von der elektronischen, eher groovig orientierten Musikrichtung kommt, würden wir für Electric Poetry plädieren", für eher Folkmusic-Affine wäre Urban Folktales besser: "So kann man Sänger Theo Bleckmann, Gitarrist Nguyên Lê und Drehleiervirtuose Matthias Loibner erleben." Wer sich explizit dem Songgenre widmen mag, dem werden die True Stories empfohlen.

Neue Möglichkeit

Kalnein, der das Unterfangen mit Horst-Michael Schaffer betreut, bestätigt, dass stilistisch Pluralismus herrschen soll: "Für uns gibt es in der Musik keine Stilgrenzen. Eher gibt es sie bei der Qualität der Vision und der Performance."

So nehme man "Anleihen bei der Ethnomusic, bei Jazz, Pop, Klassik, Minimal Music und afrikanischer Musik. Auch Elemente der DJ-Kultur der letzten Jahre wie Sampling, das Spielen mit Delays fließen mit ein. Ebenfalls sind Texte aus der Weltliteratur ein wichtiger Teil unserer Zutaten – von William Blake über Peter Rosseger bis zu William Shakespeare." Und weil dem so ist, finden auch jazzige Individualisten Spaß daran, diszipliniert ins Kollektive einzutauchen.

Eigener Sound durch gewisse Unordnung

"In einem Orchester kann man ja auch kompositorisch Dinge umsetzen, die in einer Small Band nicht möglich wären. Die unterschiedlichen Farben, die insbesondere ein Jazzorchester liefert, bieten eine Fülle von Möglichkeiten, einen breiten und großen Sound zu produzieren." Naturgemäß bekomme der einzelne Instrumentalist "dadurch weniger solistischen Freiraum. Ein ausgiebiger Solospot pro Abend ist allerdings eine der Möglichkeiten, auch die individuellen Stärken zur Geltung zu bringen."

Die Jazz Bigband Graz legt aber Wert auf einen eigenen Sound, dessen Pflege eine gewisse Unterordnung erfordert. "Die Programme sind unterschiedlich, verbinden sich jedoch durch den Orchestersound, der als roter Faden fungiert." (Ljubiša Tošić, 6.12.2017)