Zugegeben, einfach war die Entscheidung nicht, die das Internationale Olympische Komitee angesichts erdrückender Beweise für staatlich gefördertes Doping in Russland zu treffen hatte. Herausgekommen ist das erwartete, und wohl auch vernünftige "Nein, aber". Die in rund neun Wochen anhebenden Winterspiele in Pyeongchang müssen nicht – wohl gemerkt supersauberer – russischer Athleten entbehren. Wohl aber russischem Gepränge – die Hymne, die Fahne, vor allem aber die unselige Funktionärs- und Betreuerriege, die offensichtlich mit der Ausführung eines fast beispiellos dreisten Sportbetrugs bei den Heimspielen 2014 in Sotschi beauftragt war, ist in Südkorea unerwünscht. Allen voran Witali Mutko. Dass den Ex-Sportminister, Vizepremier und Immer-noch-Intimus von Wladimir Putin jetzt quasi ewige olympische Verdammnis trifft, ist ein schwer verdaulicher Brocken für den allerersten Sportler des größten Flächenstaats. Mutko bleibt nur noch die Fußballspielwiese der Heim-WM 2018.

Gegen Kollektivstrafe

Dem durchaus nicht russophoben Chefolympier Thomas Bach kam entgegen, dass sich vermehrt Sportler anderer Nationen gegen eine Kollektivstrafe, den völligen Ausschluss Russlands, aussprachen. Und dass Winterspiele, ganz gleich, wie sich das in Österreich darstellen mag, doch zweitrangig sind. Bachs Nagelprobe folgt 2020, wenn Tokio die Jugend der Welt zu Sommerspielen ruft – auch aus einem hoffentlich, hoffentlich, geläuterten Russland. (Sigi Lützow, 5.12.2017)