Graz/Schladming – In Schladming gibt es einen aktuellen Missbrauchsvorwurf: Am 21. November soll ein Trainer der Skiakademie versucht haben, einen Schüler unsittlich zu berühren. Die Eltern haben Anzeige erstattet. Die Landespolizeidirektion Steiermark bestätigt Ermittlungen gegen den Trainer, zuständig sei die Polizeiinspektion Schladming.

Der Schladminger Bürgermeister zeigt sich betroffen und will Anlaufstellen für mögliche Opfer schaffen.
ORF

Trainer suspendiert

Von der Staatsanwaltschaft Leoben sei ein Erhebungsersuchen an die Polizei ergangen, hieß es bei ORF Steiermark und "Kleiner Zeitung". Von der Staatsanwaltschaft war vorerst keine Stellungnahme zu erhalten. Der Vorwurf laute auf sexuellen Missbrauch und Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses gegenüber Unmündigen, hieß es seitens der Landespolizeidirektion. Der Trainer soll suspendiert worden sein.

Vorfälle in den 1990er-Jahren

Nach einem Bericht über angeblich körperlich verletzende Rituale unter Schülern Ende der 1990er-Jahre an der Skihauptschule Schladming hat die steirische Schullandesrätin Ursula Lackner (SPÖ) eine Notrufnummer einrichten lassen. Betroffene können sich laut Bürgermeister Jürgen Winter (ÖVP) auch an die Hotline von Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic wenden. Man wolle eventuelle Vorfälle lückenlos aufklären.

In der "Presse" vom Mittwoch hatte eine ehemalige Absolventin der damaligen Skihauptschule Schladming (heute NMS Schladming) über derbe, bis zu körperlichen Verletzungen führende Rituale wie das "Pastern" von neu ankommenden Schülern berichtet. Die Frau, die anonym bleiben will, war Ende 1990 im dortigen Internat untergebracht.

Gegrapscht und gemobbt

Jüngere Schüler seien von älteren geschlagen worden, blaue Flecken ganz normal gewesen, einige hätten "heute noch Narben deswegen". Burschen hätten gegrapscht und gemobbt. Erzieher im Internat hätten davon gewusst, ebenso die Trainer. Es sei zwar geschimpft worden, laut der Absolventin – die später eine Therapie absolvierte – gab es aber keine Konsequenzen, Opfer, die sich gemeldet hätten, seien zum Täter gemacht worden.

Notrufnummer des Gewaltschutzzentrums

Schüler, die in steirischen Schulen und Internaten gewaltsame Übergriffe erlebt haben, können laut Bildungslandesrätin Lackner unter der Notrufnummer des Gewaltschutzzentrums Steiermark (0316 77 41 99) Unterstützung, Beratung und Betreuung finden. "Betroffene können sich anonym an die Stelle wenden, die Stelle hat keine Meldepflicht", sagte der Sprecher der Landesrätin, Michael Samec. Opfer erhalten psychologische Betreuung und falls gewünscht auch juristische Beratung.

Dem Bürgermeister von Schladming hat wiederum die ehemalige steirische Landeshauptfrau und Opferschutzanwältin Klasnic zugesagt, die Aufarbeitung von möglichen Missbrauchsfällen auch im Zusammenhang mit dem Schladminger Sportschulstandort zu unterstützen. Betroffene können sich demnach auch unter waltraud.klasnic@opfer-schutz.at bzw. der Telefonnummer 0664 383 52 60 melden.

In Schladming selbst wird es am kommenden Mittwoch (13. Dezember um 8 Uhr) in der Ski-NMS eine Informationsveranstaltung für Eltern und Schüler geben. Weiters sei eine Liste mit Rechtsanwälten in Schladming, Graz und Salzburg in Ausarbeitung, an die sich ehemalige Schüler, "die schlimme Erfahrungen machen mussten", wenden können.

Meldetelefon des Bildungsministeriums

Das Bildungsministerium hat ein "Meldetelefon" unter der kostenfreien Nummer 0800 205676 eingerichtet. Die Stelle nimmt auch Meldungen von Personen entgegen, die im schulischen Umfeld von sexuellen Übergriffen und Missbrauchsfällen betroffen sind oder waren. Das Meldetelefon nimmt den Fall und Anliegen auf und führt sie einer weiteren Bearbeitung zu. Melden können sich Personen aus ihrem sozialen Umfeld der Betroffenen, hieß es vonseiten des Ministeriums. Die Weisung des Bildungsministerium nach einer Sachverhaltsdarstellung der Schulaufsicht, wie sie in der Vorwoche an die betroffenen Schulen in Tirol ergangen ist, wurde am Mittwoch auch auf den steirischen Schulstandort ausgedehnt.

"Wir nehmen die Thematik sehr ernst", hieß es vonseiten des zuständigen Landesschulinspektors für NMS, Hermann Zoller. "Wenn es tatsächlich so war, dass Lehrer gezielt weggesehen haben, dann müssen natürlich Maßnahmen ergriffen werden. Dafür sind wir aber auch auf entsprechende Meldungen und Namensnennungen angewiesen", sagte Zoller. (APA, 6.12.2017)