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Wladimir Putin ließ beim Autokonzern Gaz die Katze aus dem Sack: Er tritt wieder bei der Präsidentenwahl an. Überrascht war darüber niemand.

Foto: Reuters / Sputnik

Die Bühne war bereitet: der Sportpalast in Moskau, voll mit jungen Menschen, die als Freiwillige in medizinischen Einrichtungen arbeiten, Altenpflege leisten, ökologische oder – ganz wichtig in Russland – patriotische Projekte im Land betreuen. Der bekannte Sportkommentator Dmitri Gubernjew und seine Co-Moderatorin Karina Wassiljewa hatten die Stimmung schon entsprechend angeheizt, als Wladimir Putin schließlich auftrat.

Perfekt inszeniert rief der Kremlchef zunächst das kommende Jahr als Jahr der Freiwilligen aus, um dann von einem der soeben Ausgezeichneten auf der Bühne nach seiner Kandidatur für die kommende Präsidentenwahl befragt zu werden. Das sei eine sehr verantwortungsvolle Entscheidung. "Das Motiv kann nur der Wunsch sein, das Leben der Menschen zu verbessern und unser Land leistungs- und zukunftsfähiger zu machen." Das könne nur gelingen, wenn ein Kandidat die Unterstützung des Volkes habe, antwortete Putin zunächst ausweichend, um dann doch die Katze (zunächst einmal halb) aus dem Sack zu lassen: "Wenn ich eine solche Entscheidung treffe, unterstützen ihr und eure Nächsten sie dann?", fragte er den Saal und erntete ein lautes "Ja"-Geschrei.

Das Warten dauerte nur wenige Stunden

Er werde seine Entscheidung in Kürze treffen und dabei die Reaktion des Publikums auf seine Frage berücksichtigen, versprach Putin daraufhin. Nur wenige Stunden später löste er das Versprechen ein und gab bei einer weiteren Veranstaltung – diesmal beim Automobilkonzern Gaz – endgültig seine Kandidatur bekannt. "Ja, ich werde meine Kandidatur für das Amt des russischen Präsidenten einreichen", sagte er den Arbeitern, die daraufhin anfingen, "Russland, Russland" und "Gaz ist für Sie" zu skandieren.

Die Wahl findet bereits im März statt, mehrere Politiker haben schon ihre Kandidatur bekanntgegeben, darunter altbekannte Gesichter wie Kommunistenführer Gennadi Sjuganow, der Populist Wladimir Schirinowski und der Altliberale Girgori Jawlinski. Auch der Oppositionspolitiker Alexej Nawalny hat sich um ein Antreten beworben, dessen Bestreben wurde jedoch vom Obersten Gericht wegen einer Vorstrafe aus einem als politisch motiviert geltenden Gerichtsverfahren gestoppt.

Es wird wohl nur einen Wahlgang brauchen

Putin selbst hingegen hatte seine Kandidatur bis zuletzt offengehalten, obwohl er Umfragen zufolge mit großem Umstand in der Wählergunst vorne liegt. Ein Sieg bereits in der ersten Wahlrunde gilt als wahrscheinlich. Der 65-Jährige hat seine erste Präsidentschaft bereits im Jahr 2000 angetreten. Putin verglich seinen Posten einmal mit dem eines "Galeerensklaven" und hielt so auch bei früheren Wahlen bis zuletzt die Spannung um sein Antreten aufrecht.

2008, nach den beiden von der Verfassung zugelassenen Amtszeiten, rochierte Putin auf den Posten des Premierministers, während sein Vertrauter Dmitri Medwedew für vier Jahre in den Kreml einzog. In dessen Amtszeit wurde die Verfassung dahingehend geändert, dass ein Präsident künftig nur noch alle sechs statt alle vier Jahre gewählt wird. 2012 kehrte Putin, begleitet von großen Protesten wegen Wahlmanipulation, auf den Präsidentenposten zurück. Diese Proteste sind nach dem Anschluss der Krim weitgehend verstummt, sodass einer weiteren und – laut derzeitigem Stand – letzten Amtszeit Putins nichts mehr im Wege steht. (André Ballin aus Moskau, 6.12.2017)