Aus einer auf elegant getrimmten Pizzeria am Opernring wurde ein Chinarestaurant mit mehr als bemerkenswerter Küche.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Richtig famosen Hummersalat mit Pomelo, Avocado und frischen Kräutern darf man sich unter anderem bei den "VIP-Menüs" erwarten.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Bis auf die unvermeidliche Winkekatze und ein paar großformatige Bilder sieht es hier noch genauso aus wie in der Pizzeria I Tricolori, die hier, neben dem Burgkino, bis zum Sommer untergebracht war. Auch die antike Prosciutto-Aufschneidemaschine und der Pizzaofen sind noch da. Der soll dem Vernehmen nach bald reaktiviert werden, allerdings um darin Peking-Ente mit allen Schikanen zu braten und speziell knusprige chinesische Fladenbrote ("Da Bing") zu grillen.

Einstweilen aber steht an jenem Platz, wo zuvor der Pizzaiolo seinen Dienst versah, eine Köchin, die den ganzen Tag und bis in den frühen Abend hinein allerhand Teigwaren von Germknödeln über Fladenbrot bis zu Jiaozi füllt und formt. Die Vorfreude, die bei diesem Anblick aufkommt, ist nicht verkehrt.

VIP-Menüs

Familie Jin stammt, wie so viele Wiener Chinesen, aus der Hafenstadt Wenzhou und war schon seit längerem Betreiber der einst von den I-Ragazzi-Machern gegründeten Pizzeria. Zusätzlich hat sie mit dem Steak Point in der Walfischgasse noch ein weiteres Innenstadtrestaurant. Jetzt aber wurde von Seniorchef Xia Jin, der im neuen Hao auch in der Küche steht, sowie seinem Sohn Kevin Xia befunden, dass der Ring schon die längste Zeit ein ordentliches Chinarestaurant vertragen würde.

Im Hao legen sie den Schwerpunkt auf Nudelsuppentöpfe aus ihrer Region, es gibt aber auch im Tontopf angeknusperten Reis wie in Hongkong, Klebreis-Siu-Mai oder Jian-Bao-Germknödel wie in Schanghai. Zusätzlich werden in einem Extrazimmer mit Ring-Blick sogenannte VIP-Menüs für acht bis zwölf Personen angeboten, bei denen um je 40 bis 60 Euro aus dem Vollen geschöpft wird. Da darf man sich dann durchaus spektakuläre Speisenfolgen mit im Ganzen gedämpften Meeresfisch oder richtig famosem Hummersalat mit Pomelo, Avocado und frischen Kräutern (siehe Bild) erwarten. Die Angehörigen der chinesischen Botschaft gehören dem Vernehmen nach bereits zum Stammpublikum. Weil derlei Zutaten nicht automatisch im Haus sind, sollten die Menüs einige Tage im Voraus bestellt werden.

Schlutzige Tascherln

Aber auch die Standardkarte hält massig Köstlichkeiten bereit, die in dieser Dichte und Varianz bei Wiener Chinesen bislang kaum zu kriegen waren. Bei den Teigwaren sind etwa Sichuan-Chili-Wonton mit einer Fülle aus Schweinefleisch und Garnelen eine Pflichtbestellung. Die herrlich schlutzigen Tascherln werden mit knackig gebratenem Gemüse und frischen Kräutern in Erdnuss-Chili-Sauce serviert, extrem gut.

Pork-Bing ist ein hauchdünner, knusprig fetter Fladen mit einer Füllung, die in Aussehen und Geschmack an feinst gewürzte Blunze erinnert – will man auch haben. Sheng Jian Bao, gebratene Germknödeln mit Schweinefleisch und schwarzem Sesam, haben genau die richtige Konsistenz zwischen flaumig und ziehig und sind (nach den legendären Flusskrebs-Germknödeln von Robert Essl im Salzburger Weiserhof) ein weiterer Hinweis, dass die besten Germknödeln womöglich die salzigen sind.

Und sonst? Empfehlen sich sehr knusprige, saftige Froschschenkel mit Wok-Gemüse, ganz famose Peking-Duck-Rolls, die das Beste der Ente fixfertig mit Lauch und Gurke in Pfannküchlein gehüllt präsentieren, oder ein fantastischer Oktopus-Salat mit Fenchel, Chili und Reisessig. Zu all dem passt Stiegl Pils mindestens ebenso gut wie der zart liebliche Riesling aus Straß von Anna und Martin Arndorfer von der gar nicht schlecht sortierten Weinkarte. (Severin Corti, RONDO, 15.12.2017)

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