Ein möglicher Grund für die Zunahme von tödlichen Motorradunfällen in Vollmondnächten: Das helle Rund könnte Biker zu sehr ablenken.

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London – Jedes Jahr zur Vorweihnachtszeit publiziert das "British Medical Journal" (BMJ) mehrere Studien, die sich skurrilen oder ungewöhnlichen Themen widmen. Das wichtigste Kriterium bleibt aber die seriöse wissenschaftliche Betrachtung der unterschiedlichen Phänomene. Eine Untersuchung beschäftigte sich nun mit der Prävalenz von tödlichen Motorradunfällen während Vollmondnächten.

In den USA kommen jedes Jahr rund 5.000 Menschen bei einem Motorradunfall ums Leben. Wissenschafter der Universitäten Toronto und Princeton haben jetzt herausgefunden, dass in Vollmondnächten die Unfallwahrscheinlichkeit erhöht ist. Als möglichen Grund dafür nennen sie die Ablenkung durch den Vollmond.

Die Erkenntnisse basieren auf einer Beobachtungsstudie. Dafür wurden die offiziellen Motorradunfallstatistiken der USA zwischen 1975 und 2014 analysiert. Dabei verglichen die Forscher die Anzahl der tödlichen Unfälle während Vollmondnächten mit jener in Kontrollnächten, jeweils eine Woche vor und nach dem Vollmond.

Frontaler Aufprall, kein Helm

Insgesamt kamen in den 494 Vollmond- und 988 Kontrollnächten mehr als 13.000 Menschen durch einen Motorradunfall zu Tode. Der typische Motorradfahrer war ein Mann mittleren Alters, der mit einem Straßenmotorrad in einer ländlichen Umgebung unterwegs war, frontal mit dem Kopf aufprallte, jedoch keinen Helm trug.

In den 494 Vollmondnächten passierten 4.494 tödliche Motorradunfälle, das sind 9,1 Unfälle pro Nacht. In den 988 Kontrollnächten ohne Vollmond kamen 8.535 Menschen zu Tode, also rund 8,6 pro Nacht. Die Zahlen zeigen: In jeder zweiten Vollmondnacht fand ein zusätzlicher tödlicher Motorradunfall statt. Die Analyse von Daten aus Großbritannien, Kanada und Australien kam zu ähnlichen Ergebnissen wie die US-Studie, betonen die Forscher.

Was die Auswertung noch ergab: Das erhöhte Risiko verdoppelte sich bei Supermond, wenn der Mond noch heller und größer erscheint als bei Vollmond. Unter den 494 Vollmondnächten waren 65 Supermondnächte, an denen insgesamt 703 Biker bei der Motorradfahrt starben. Das sind 10,8 Unfälle pro Nacht oder rund zwei zusätzliche Tote im Vergleich zu den Kontrollnächten.

Aufmerksamkeit in Vollmondnächten erhöhen

In der Studie blieben allerdings weitere mögliche Störfaktoren wie eine Verkehrsbehinderung, das Wetter oder die Sichtbarkeit des Mondes unberücksichtigt. Da es sich um eine reine Beobachtungsstudie handelt, können auch keine kausalen Schlüsse gezogen werden, betonen die Autoren. Ein weiteres Defizit der Studie: Es ist nicht bekannt, ob in Vollmondnächten mehr Motorradfahrer unterwegs sind als an anderen Abenden.

Dennoch geben die Forscher folgende Empfehlung ab: Sie plädieren dafür, "einen Helm zu tragen, die Frontscheinwerfer anzuschalten, die Straßenoberfläche auf mögliche Fehler zu scannen, das Wetter zu respektieren, wachsam gegenüber von links kommenden Fahrzeugen zu sein sowie den Straßenverkehrsregeln zu folgen und auf akrobatische Tricks beziehungsweise Stunts zu verzichten". (maka, 13.12.2017)