Einsatzkräfte an der Unglücksstelle.

APA/MATTHIAS LAUBER

Ursache war ein Bedienfehler beim Umpumpen von Chemikalien.

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Hunderte Personen wurden in Sicherheit gebracht.

FOTOKERSCHI.AT/KERSCHBAUMMAYR

Es gab 37 Verletzte.

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Aschach an der Donau / Wien – Beim Umpumpen von Chemikalien ist Mittwochfrüh auf dem Werksgelände des Stärkeherstellers Agrana in Aschach an der Donau in Oberösterreich Chlorgas ausgetreten. Zumindest 37 Personen wurden verletzt, mehrere davon schwer, eine landete auf der Intensivstation. Laut Unternehmen dürfte das Unglück auf einen Bedienfehler zurückzuführen sein. Die Schadenshöhe stand vorerst nicht fest.

Wie ein Unternehmenssprecher mitteilte, lief die Produktion im Werk diese Woche nicht, da eine planmäßige Revision und Wartung anstand. Nach Angaben der Polizei kam es kurz vor 8 Uhr beim Umpumpen von Chemikalien aus einem Eisenbahnwaggon in einem Betriebsgebäude zu einer chemischen Reaktion. Die Folge sei der Austritt von Chlorgas gewesen. Das Gebäude wurde daraufhin geräumt. Die Agrana berichtete, dass wohl ein Bedienfehler zu dem Unglück geführt habe.

ORF

Für die Feuerwehren und die Rettungskräfte, die insgesamt mit rund 120 Leuten anrückten, begann ein Großeinsatz: Zwei Hubschrauber, 20 Rettungswagen und vier Notarztfahrzeuge transportierten Verletzte in Spitäler nach Linz und Wels, teilte das Rote Kreuz mit. Unterstützt wurden sie von acht praktischen Ärzten aus der Umgebung. Auch die Kriseninterventionsteams aus den umliegenden Bezirken und die Schnelleinsatzgruppe Wels standen im Einsatz.

Mehrere Schwerverletzte

Die Angaben zu den Verletzten, alles Agrana-Mitarbeiter, schwankten zwischen 37 und 40. Davon dürften mehrere – laut Polizei sechs – schwer verletzt worden sein. 34 wurden in Krankenhäuser gebracht, die meisten klagten über Atemwegsbeschwerden. Laut Unternehmen konnte der Großteil das Spital bereits am Mittwoch wieder verlassen. Eine Person wurde allerdings intensivmedizinisch behandelt, zwei weitere auf einer Normalstation.

Das Agrana-Werk in Aschach.
Grafik: APA

Evakuierung wieder aufgehoben

Rund 200 Personen wurden vom Werkgelände evakuiert. Auch ein Einkaufsmarkt in der Nähe wurde nach dem Vorfall vorübergehend geschlossen. Spezialkräfte der Feuerwehr führten am Vormittag am Betriebsgelände selbst sowie im Umkreis von 200 Metern Messungen durch und stellten dabei nur mehr geringe Konzentrationen von Chlorgas fest, die nicht als gesundheitsgefährdend eingestuft wurden. Am Nachmittag wurde dann die Evakuierung des Geländes wieder aufgehoben. Laut Agrana habe für die Umgebung des Werkes zu keinem Zeitpunkt Gefahr bestanden. Beim Unternehmen zeigte man sich "sehr betroffen, dass durch diesen Vorfall Menschen zu Schaden gekommen sind". Die Produktion werde wie geplant in wenigen Tagen wieder gestartet.

Am Agrana-Standort in Aschach wird Maisstärke produziert. Erst im Oktober hatte der Konzern dort einen Werkszubau eröffnet. Dabei wurden 80 Millionen Euro investiert, seither sollten 540.000 Tonnen Mais pro Jahr verarbeitet werden, um ein Drittel mehr als zuvor. Nach Werksangaben wurden 25 neue Arbeitsplätze geschaffen. Damit sind 280 Mitarbeiter in der bereits 1936 in Aschach gegründeten Fabrik überwiegend in vier Schichten tätig.

Die Agrana ist mit rund 8.600 Mitarbeitern an 55 Produktionsstandorten weltweit tätig und erwirtschaftete zuletzt einen Umsatz von 2,6 Milliarden Euro. (APA, 13.12.2017)