Ford hat anscheinend vor zehn Jahren schon vorhergesehen, dass es einmal einen Datenstick geben wird, den man an die OBD-Schnittstelle stecken wird und fürs Foto eine schöne Ablage braucht, um Schnittstelle und Stick nebeneinander abbilden zu können. Anders ist das Fach nicht zu erklären.

Foto: Guido Gluschitsch

Die OBD-Schnittstelle ist in der Regel irgendwo unterm Lenkrad – beim alten Focus ist das auf der linken Seite. T-Mobile hilft aber notfalls online beim Finden der Schnittstelle.

Foto: Guido Gluschitsch

In Echtzeit weiß man jederzeit wo sich sein Auto bewegt. Wenn damit die Gattin fährt, kommt man sich aber schnell wie ein Stalker vor.

Screenshot: Guido Gluschitsch

Allzu viel liest der Diagnosestecker nicht aus, da gingert sicher mehr, das würde T-Mobile aber bestimmt einen ordentlichen Batzen Geld kosten.

Screenshot: Guido Gluschitsch

Nach jeder Fahrt kann man sich anschauen wie man gefahren ist – als ob man nicht eh dabei gewesen wäre. Und wenn man nicht dabei war, weil eben, wie in diesem Fall, die Frau Gemahl den Kombi pilotierte, dann kommt man sich schon ein bisserl sehr komisch vor. Vermutlich ist das aber anders, wenn man Kinder hat, die das eigene Auto fahren dürfen – und schwache Nerven.

Screenshot: Guido Gluschitsch

Nach dem " … weil 1. hast dann WLAN im Auto …" hat die eine Ader am Hals gleich ein wenig zum Pumpern begonnen. Aber gut, da kann jetzt weder T-Mobile, noch die nette Kollegin von zwei Schreibtischen weiter etwas dafür, dass erst vor wenigen Tagen jemand die Hauskutschn von hinten um ein paar Zentimeter eingekürzt hat, weil er die Augen am Smartphone statt auf den Bremslichtern vom Focus hatte.

WLAN versus Fußpilz

Vorab zu erklären wäre auch, warum glu der Autokasperl ebenhier für einen Test tiefer in die digitale Welt eintaucht – die Hotspots, die heute schon in jedem besseren Automobil für Konnektivität sorgen, ignoriere ich ja gerne generös, weil ich einfach kein Herz dafür habe und WLAN im Auto so dringend brauche wie einen juckenden Fußpilz.

Umgekehrt ist das in etwa genau so, wie mein hauptberuflich digitaler Bruder die Ohrwaschl zuklappt, wenn es am Sonntagstisch um Autodetails wie Benzin, Diesel oder PS geht. OK, das ist jetzt übertrieben. Aber der Grund warum der Motorwastl den Digitalsteckn zum Probieren kriegt ist: Die Fachexperten vom Web haben kein passendes Auto für den zu testenden Carconnect Stick von T-Mobile.

Der alte Sack kriegt Ausschlag

Jetzt gibt die Zukunft aber vor, dass auch die "digital natives" ganz privat mobil sein wollen – was sich noch einmal auswachsen wird, wenn die Bitcoins weiter so an Wert gewinnen und Autos demnächst vollkommen alleine fahren – und die alten Benzinbrüder wie ich, die schon einen Ausschlag bekommen, wenn ein Fahrzeug ein ABS, geschweige denn eine elektronische Lenkung hat, sollen auch unterwegs arbeiten, statt einfach nur das Gaspedal in die Bodenplatte treten.

Wie bereits angeschnitten: In den Luxuskutschen ist die digitale Welt eh schon auf vier Rädern unterwegs. Da liest dir der 7er E-Mails vor, im Seat sitzt demnächst Alexa in der Mittelkonsole, in der S-Klasse streamt man in den hinteren Reihen seine Filme – Musik sowieso. Und mit den neumodischen Schlüsseln, wie etwa von BMW, schaut man einfach am Mäuskino-Bildschirm des digitalen Türöffners nach, wie voll der Tank, die Akkus des Plug-in-Hybriden, die Reifen sind, oder passt die Innenraumtemperatur an.

Hülle in Fülle

Aber bei einem künstlich verkürzten Focus ist da nix mit der Online-Kommunikation vom Schlafzimmer aus. Da enteist man die Windschutzscheibe im Idealfall mit einem Eiskratzer, meistens aber mit einer alten, eh schon gesprungen CD-Hülle. Und genau in die Lücke drängt sich jetzt T-Mobile mit seinem Carconnect-Datenstick. Das war es dann übrigens auch, was mich in erster Linie interessierte. Denn diesen ominösen Stick steckt man in die OBD-Schnittstelle des Autos – ja da müssen die digital Natives nachschauen, was das ist – einen Autonarr darf sich schimpfen, wer ohne nachschauen weiß, wo diese Schnittstelle im eigenen Auto ist.

Rütteln am Watschenbaum

Sie werden mich ohnedies nicht nur dafür prügeln: Aber ich habe weder die Down- noch die Uploadraten gemessen oder gar geschaut, wieviele Geräte ich tatsächlich einloggen kann. Ich hab ja nicht einmal fünf WLAN-Sauger. Aber was ich probiert habe, ist, ob ein digitaler Dilettant wie ich, der eine Null kaum von einer Eins unterscheiden kann, überhaupt in der Lage ist, den Stick so mit dem Auto zu verbinden, dass es sich lohnt, zu versuchen die dazugehörige App aufs Smartphone zu laden.

Nicht einmal ich habe für das ganze Prozedere fünf Minuten gebraucht. Da ist das Einloggen und der AGB-Schmafu schon miteingerechnet. Nein, ich hab die AGB nicht gelesen. Ich hab ja auch noch nie ein Telefonbuch gelesen. Und ja, mir ist klar, dass sich zu seiner Zeit, beides bestimmt das eine oder andere Mal gelohnt hätte.

Zur Sache:

Übrigens, für Oldtimerbesitzer, die ihr Auto nicht selbst warten und jetzt schon die Finger bei der Onlinebestellung spitzen: die OBD-Schnittstelle ist in Europa bei Pkw mit Benzinmotor erst ab 2001, bei Diesel gar erst ab 2004 Pflicht. Also checken Sie, im Zweifelsfall, ob ihr Wagen überhaupt so eine Schnittstelle hat. T-Mobile hilft da natürlich gerne und lässt dabei überhaupt erst Autos ab Baujahr 2003 zur Auswahl zu.

Jedenfalls: Die OBD-Schnittschnittstelle (OBD steht für On-Board-Diagnose) nennen Schrauber kurzerhand Diagnosestecker. Und der ist sowas wie der Sesam-Öffne-Dich zur Büchse der Pandora, die das Kabelwerk des Autos ist. Und ich war unglaublich gespannt darauf, was T-Mobile aus der Familienkutsche lesen kann.

Die Grenzen des Systems

Anscheinend kann der Stick Fehlermeldungen erkennen – "anscheinend" nur deshalb, weil das System keinen Fehler erkannt hat. Dass am Heck ein paar Zentimeter fehlen, kann die On-Board-Diagnose nicht nachmessen. Die Batterie ist gut und das Auto steht vor der Tür. Soweit so gut, aber das hätte ich auch ohne Stick gewusst.

Jetzt kommt es aber: Den Kombi nutzt die meiste Zeit meine Frau, um damit in die Arbeit und wieder zurück zu pendeln. Auch sie ist extrem autoaffin, fuhr jahrelang Rennen und interessiert sich für den Stick in der Alltagsschleuder so sehr, dass sie nicht einmal einen Blick auf die App geworfen hat, geschweige denn diese auf ihr eigenes Smartphone geladen hätte.

Stalking für Anfänger

Dafür hab ich ihr zuschauen können, wann sie wo mit dem Wagen war. Ich konnte nach jeder Fahrt sehen wie schnell sie maximal und im Durchschnitt fuhr, wie hoch sie den Motor drehte, wie oft sie stark bremste oder beschleunigte, wie oft sie den Motor im Leerlauf rennen hatte. Alles zusammen Daten, die mich mindestens so sehr interessieren wie ein WLAN für fünf Endgeräte in einem meiner Autos. Wenn ich dafür dann auch noch 149 Euro für den Stick und 3,49 Euro im Monat für 300 MB in der EU bei 50 Mbit/s Download und 10 Mbit/s Upload, respektive 72 Euro für den Stick und 8,99 Euro im Monat für 6 GB, davon 3 GB in der EU bei den gleichen Up- und Downloadraten zahlen soll, statt dafür fürstlich entlohnt zu werden, dann bin ich schon fertig mit Überlegen.

Das große ABER

Digitale Profis werden jetzt sagen: Ja, aber mit dem Stick weißt du immer wo dein Auto ist, ob es gerade abgeschleppt, angerempelt oder gar gestohlen wird. Da sag ich dann nur: Wer den Porsche und den Capri ohne OBD-Schnittstelle stehen lässt, um den räudigen, ramponierten Focus mit Dieselmotor und Diebstahlstick zu fladern, der hat sich den Wagen echt verdient. Hoffentlich ist er dann wenigstens vollgetankt.

Auf der anderen Seite: Für so Typen wie meine Frau oder mich hat T-Mobile den Stick gar nicht gemacht. Der ist für Menschen, die in der digitalen Welt daheim sind, junge, hippe Menschen – also nicht, dass meine Frau nicht jung und hipp wäre –, die ihr Smartphone immer vor Augen haben, die gerne Daten lesen, die gerne surfen – Sie wissen schon.

Bleibt für T-Mobile nur zu hoffen, dass diese Personen im Schnitt mehr übertragene Hobeln mit OBD-Schnittstelle fahren als die Kollegen in der Web-Redaktion. (Guido Gluschitsch, 16.1.2018)