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Zahlreiche Rohingya-Flüchtlinge warten in einem Flüchtlingscamp in Bangladesch auf die Verteilung von Nahrungsmitteln. Mehr als 640.000 Rohingya sind bisher nach Bangladesch geflohen.

Foto: REUTERS/Alkis Konstantinidis

Cox's Bazar – Mindestens 6.700 Rohingya sind nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen innerhalb eines Monats in Myanmar getötet worden. Darunter waren mindestens 730 Kinder unter fünf Jahren, wie die Organisation am Donnerstag mitteilte.

Die Zahlen beziehen sich demnach auf den Zeitraum vom 25. August bis zum 24. September dieses Jahres. Es handle sich um konservative Schätzungen auf Grundlage von Erhebungen in den Flüchtlingslagern in Bangladesch, hieß es. Die tatsächlichen Todeszahlen könnten sogar noch höher liegen.

Hunderttausende geflohen

Seit dem 25. August flohen nach Uno-Angaben mehr als 640.000 Angehörige der muslimischen Minderheit aus Myanmars Bundesstaat Rakhine vor Gewalt durch Soldaten und Mobs in das Nachbarland.

DER STANDARD

Die Umfragen von Ärzte ohne Grenzen fanden den Angaben zufolge im November in 2.434 Familien mit insgesamt mehr als 11.000 Mitgliedern in mehreren Flüchtlingslagern statt. Die Zahlen seien repräsentativ für rund 80 Prozent der seit Ende August in Bangladesch angekommenen Rohingya. Nicht berücksichtigt seien allerdings die Familien, die es nicht in das Nachbarland geschafft hätten. Den weiterhin dort ankommenden Flüchtlingen zufolge dauert die Gewalt in Rakhine noch immer an.

Insgesamt starben im fraglichen Zeitraum nach den vorsichtigen Hochrechnungen mindestens 9.000 Rohingya in Myanmar, davon rund 72 Prozent durch Gewalt. Darunter war mit knapp 70 Prozent die häufigste Todesursache Erschießen. Fast neun Prozent der Toten, und knapp 15 Prozent derjenigen unter fünf Jahren, wurden den Angaben zufolge in ihren Häusern lebendig verbrannt. In 2,6 Prozent der Fälle führte sexuelle Gewalt zum Tod.

EU-Parlament fordert Sanktionen

Wegen der systematischen Unterdrückung und Verfolgung der Rohingya-Minderheit hat das Europaparlament am Donnerstag Sanktionen gegen Myanmar gefordert. Die EU und ihre Mitgliedstaaten sollten "gezielte Strafen" gegen jene Mitglieder der myanmarischen Armee verhängen, die für die schweren Menschenrechtsverletzungen verantwortlich seien, verlangte das Parlament am Donnerstag in Straßburg in einer Entschließung. Außerdem müssten sie das bestehende Waffenembargo gegen Myanmar ausweiten.

Darüber hinaus müsse auch der Uno-Sicherheitsrat ein "allgemeines und umfassendes Waffenembargo" gegen das südostasiatische Land verhängen, heißt es in der Entschließung weiter. Die EU und ihre Mitgliedsländer müssten Druck auf China und Russland ausüben, damit diese im Uno-Sicherheitsrat nicht weiter angemessene Maßnahmen gegen Myanmar blockierten.

Das Europaparlament forderte zugleich die myanmarische Regierung auf, eine sichere Rückkehr der geflüchteten Rohingya zu ermöglichen, wie sie dies am 23. November mit Bangladesch vereinbart hatte. Dabei müsse eine "unparteiische und unabhängige Überwachung" durch Menschenrechtsorganisationen unter Aufsicht der Vereinten Nationen gewährleistet werden. (APA, 14.12.2017)