Duette einer (un)glücklichen Heiratspolitik: Mütter, Prinzen, Töchter und Kammerdiener tüfteln in "Cinderella passt was nicht" an einer Lösung für alle.

Foto: Rita Newman

Wien – Vom Aschenputtel der Gebrüder Grimm zu Peter Lunds und Thomas Zaufkes Musical Cinderella passt was nicht ist es ein gar nicht so weiter Weg. Er führt nur über zwei Revolutionen: den Wechsel der Regierungsform – vom Königreich zur Demokratie – und eine Genderdebatte – selbstbestimmtes Frauenbild und Queerness.

Wenn von "aristokratischen Schwachköpfen" die Rede ist oder vom neuen Sozialismus, dann zweifelt man zwar kurz, ob sich das Musical tatsächlich für ab Sechsjährige eignet. Aber jeder weiß, Kinder sind wissbegierig und stören sich meist kaum an Dingen, die sie eventuell noch nicht zur Gänze verstehen.

Um sich finanziell zu sanieren (Papa hat die Familie verlassen), plant Mutter (Patricia Nessy) die Ehe ihrer Tochter mit dem Prinzen (Simon Stockinger). Dabei zieht sie ihre leibliche Tochter (Beate Korntner) der pfiffigen Cinderella (Livia Wrede) entschieden vor. Cinderella hält auch nichts vom Heiraten und trägt am liebsten Holzfällerhemden.

Dass die Stiefmutter damit wider die wahre Liebe handelt, verzeiht man ihr erst, als sie aufgibt und ihr eigenes Kind dem Kammerdiener (Manuel Lopez) überlässt. Eine wahre Liebe, bei der es in Werner Sobotkas Inszenierung übrigens immer laut "Ping" macht.

Das Paar gibt ein profundes Bild von Dämlichkeit ab (Korkenzieherlocken!); kritikwürdig ist da nicht nur die Schwarz-Weiß-Malerei (klug/dumm), sondern v. a. das Dicken-Bashing, dem die mit Appetit gesegnete Tochter ausgeliefert ist.

Indes steuert die burschikose Cinderella mithilfe ihrer Patentante, der Fee Aurora (Frank Engelhardt), über Umwege auf die berühmte Schuhprobe zu, die – Statement – statt mit Glitzerpumps mit Doc Martens absolviert wird.

Lichtspiel, Gesang (musikalische Leitung: Patrick Lammer) und Choreografie (Nina Tatzber) erfüllen alle Musical-Träume. Für Subtext und Sozialismus sorgt ein fabelhaftes, zotteliges Mäusetrio. Ab sechs Jahren. (Margarete Affenzeller, 14.12.2017)