Ein Stapel Rohre für die zukünftige Ostsee-Erdgastrasse Nord Stream 2. US-Sanktionen richten sich gegen die russische Energiebranche.

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Brüssel/Berlin – Die Verluste europäischer Unternehmen durch die Sanktionen gegen Russland summieren sich nach Schätzung der deutschen Wirtschaft inzwischen auf einen dreistelligen Milliardenbetrag.

"Dass wir diesen hohen Preis dauerhaft zahlen, ohne dass es echte Fortschritte im Friedensprozess gibt, führt zu einer wachsenden Frustration in der Wirtschaft", sagte der Geschäftsführer des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft, Michael Harms, der Deutschen Presse-Agentur.

Deutschland am stärksten betroffen

Nach einer aktuellen Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft schaden die Sanktionen nur zu 60 Prozent Russland. 40 Prozent der Handelsverluste müssten die 37 Länder tragen, die die Sanktionen beschlossen haben – darunter alle EU-Mitglieder und die USA. Unter den westlichen Staaten ist Deutschland der Untersuchung zufolge mit 40 Prozent der Verluste am stärksten betroffen. Die Forscher untersuchten allerdings nur die ersten beiden Sanktionsjahre 2014 und 2015.

Die Strafmaßnahmen gegen Russland sind eine Reaktion auf Russlands Agieren in der Ukraine-Krise. Auf dem EU-Gipfel in Brüssel wurden die Sanktionen am Donnerstagabend um ein weiteres halbes Jahr bis Ende Juli 2018 verlängert.

Nach Schätzung des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft ist die Marke von 100 Milliarden Euro Verlusten in diesem Jahr durchbrochen worden. Harms räumte allerdings ein, dass der Tiefpunkt Ende 2016 durchschritten worden sei. Im laufenden Jahr sei der deutsche Handel mit Russland wieder um 20 Prozent gewachsen. "Dennoch bleiben die Sanktionen ein empfindliches Hindernis für unsere Wirtschaftsbeziehungen", sagte Harms.

Er betonte zwar, dass Russland deutlich mehr für Fortschritte im Minsker Friedensprozess tun müsse. Aber auch die EU sei in der Pflicht. "Die Sanktionen von EU-Seite routiniert alle sechs Monate zu verlängern, ist einfach zu wenig. Wir brauchen eine höhere Dynamik in den Verhandlungen, nicht nur im Interesse der Wirtschaft, sondern gerade auch im Interesse der Menschen in der Ostukraine." (APA, dpa, 15.12.2017)