Ich bin nun seit fast 20 Jahren in der IT-Branche tätig. Ursprünglich wollte ich eigentlich in die PR. Nach der Werbeakademie arbeitete ich kurz in einer Agentur, dann kam der Zivildienst. Nach dieser Unterbrechung hab ich mich mit irrsinnigen Gehaltsvorstellungen für Jobs beworben – ich war damals jung und arrogant. Ich bekam nicht nur Absagen, sondern bald auch Briefe von der Bank und nahm deswegen den erstbesten Job – im Callcenter eines Internet-Service-Providers – an. Dort hab ich zum ersten Mal richtig gut verdient – etwa 150 Schilling pro Stunde -, mit Gehaltserhöhungen alle sechs Monate. Viele haben dort gehackelt wie die Viecher. 14 Stunden pro Tag waren keine Seltenheit.

Über Umwege in die IT

Bei der Arbeit im Callcenter habe ich gemerkt, dass mir die IT liegt. Ich bin dann als Projektmanager in einem großen Unternehmen untergekommen und habe begonnen, berufsbegleitend Informationsmanagement zu studieren. Davon profitiere ich noch heute – ich habe gelernt, Zusammenhänge anders zu verstehen.

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Vom Callcenter zum gutbezahlten IT-Job: Der 41-jährige Wiener ist zufrieden. Beim Sparen setzt er auch auf Aktien, denn "nur mit Arbeit kommt man eh zu nichts".
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Nach dem Platzen der Dotcom-Blase nach der Jahrtausendwende ist mein Einkommen nicht mehr so stark gestiegen, wie ich das aus meiner Anfangszeit gewöhnt war, der Hype hatte sich abgekühlt. Wenige Jahre später kam bekanntlich die Finanzkrise dazu. Für das kleine Unternehmen, in dem ich damals arbeitete, war diese Zeit ein einziger Überlebenskampf. Erst als der Betrieb 2013 von einem großen Konzern übernommen wurde, ging es wieder bergauf. Wir wurden in das Gehaltsschema inkludiert, das bedeutete Gehaltssprünge von mindestens vier Prozent. Heute arbeite ich als Senior Manager in der Österreich-Tochter dieses Konzerns. Mein Alltag besteht momentan aus vielen Meetings. Grob gesagt erarbeite ich eine neue Strategie für Softwaresupport.

3700 Euro netto pro Monat

Ich bin mit meinem Gehalt sehr zufrieden: etwa 90.000 Euro brutto im Jahr Fixgehalt, mit dem Bonussystem komme ich allerdings – je nach Firmenergebnis – auf 100.000 bis 120.000 brutto. Letztes Jahr waren es 110.000. Monatlich bleiben mir netto etwa 3700 Euro. Dazu gibt es kleinere Aktienpakete, die über mehrere Jahre ausgeschüttet werden.

Ein All-in-Vertrag ist dabei selbstverständlich. Es gab Zeiten, in denen ich regelmäßig 55 Stunden pro Woche gearbeitet habe. Aktuell sind es meistens 40. Ich weiß, dass sich die Zeiten wieder ändern werden.

Sparen für die Kinder

Ich habe viele Jahre lang mit wenigen Ersparnissen gelebt, weil ich das verdiente Geld gleich wieder großzügig ausgegeben habe. Das will ich nicht mehr – vor allem, seit die Kinder da sind. Ich war bei beiden Töchtern für zwei Monate in Karenz, einmal bin ich noch drei Monate zusätzlich daheimgeblieben – ohne Einkommen. Ich war wirklich erstaunt darüber, wie schnell wir in der Zeit unser Erspartes aufbrauchten.

Für die beiden Mädchen haben wir ganz klassisch Bausparer angelegt und dazu ein paar Aktien. Nur mit Arbeit kommt man eh zu nichts. Meine Devise lautet deswegen: investieren und hoffen, dass es was wird. Jeden Monat legen wir ein paar Hunderter zur Seite, meine Bonuszahlungen spare ich im Wesentlichen komplett an. Wenn mein Arbeitgeber morgen zusperrt, stehe ich ohne Job da. Ich bin 41 und kann mich nicht darauf verlassen, sofort wieder etwas zu finden.

Nochmal alles auf einen Blick.
DER STANDARD

Meine Frau ist Musikschullehrerin und verdient deutlich weniger als ich. Unser Lebensstandard kennt kaum finanzielle Einschränkungen. Die Kinder gehen in einen privaten Kindergarten bzw. in eine öffentliche Schule – beides primär wegen der Nähe zu unserer Wohnung.

Wohnungssuche komplizierter als gedacht

Aktuell sind wir auf der Suche nach einer größeren Wohnung. Dabei wollten wir außerdem von Miete auf Eigentum wechseln. Derzeit zahlen wir für unsere Genossenschaftswohnung 1300 Euro für die Miete inklusive Betriebskosten und den Kredit für den Bauträgeranteil. Ich könnte den mittlerweile zwar auf einmal zurückzahlen, es zahlt sich aber aus, die Rückzahlungen in der Arbeitnehmerveranlagung geltend zu machen.

Wir geben im Monat etwa 800 Euro für Lebensmittel aus, 150 Euro für Strom bzw. Fernwärme. Die Schule und der Kindergarten kosten zusammen 250 Euro jeden Monat und das Auto noch einmal 300. Für Versicherungen – Rechtsschutz, Unfall, Haushalt – bezahlen wir etwa 200 Euro monatlich.

Den Wohnungskredit haben wir nicht bekommen, das hat mich überrascht. Meine Frau und ich sind beide über 40 – eine lange Laufzeit wurde uns wegen der "ungewissen Einkommenssituation" im Alter verweigert. Monatliche Rückzahlungen von 2500 Euro sind uns aber zu viel. Ich kenne es aus meiner Jugend, sich von Urlaubsgeld zu Weihnachtsgeld hanteln zu müssen, und bin froh, dass mein Leben nun anders aussieht. Einen solchen Kredit aufzunehmen würde aber genau darin resultieren.

Während meine Bekannten hauptsächlich in der IT arbeiten und sehr gut verdienen, sind die Freunde meiner Frau großteils Lehrer oder im künstlerischen Bereich tätig. Da wird es am Ende des Monats manchmal knapp. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass wir uns solche Sorgen nicht machen müssen. (Lara Hagen, 15.12.2017)