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Die 2001 verstorbene Kunstflug-Pilotin Beate Uhse gründete nach dem Zweiten Weltkrieg in Flensburg den ersten Sexshop der Welt.

Foto: dapd / Clemens Bilan

Hamburg – Der Sexartikel-Versender Beate Uhse ist pleite. Das Traditionsunternehmen aus Flensburg meldete am Freitag Insolvenz in Eigenverwaltung an. Man habe sich zu dem Schritt entschlossen, weil in den Verhandlungen mit einer Investorengruppe über eine Finanzierungsaufnahme keine Einigung erzielt werden konnte, teilte Vorstandschef Michael Specht mit. Damit sei die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens gefährdet.

Ziel des Insolvenzverfahrens in Eigenregie sei es, die Firma zu erhalten. Betroffen sei die Holdinggesellschaft. Für die Töchter sei dagegen keine Insolvenz beantragt worden, deren Betrieb laufe weiter. Die Kundschaft könne weiter Sexartikel bestellen, sagte ein Sprecher. Die Lieferungen zu Weihnachen seien nicht gefährdet. Specht zeigte sich optimistisch, dass Beate Uhse gerettet werden könne. "Wir haben damit einen Weg eingeschlagen, bei dem wir sehr zuversichtlich sind, die Unternehmensgruppe als Ganzes sanieren zu können."

Beate Uhse wurde 1946 von Beate Rotermund-Uhse gegründet, einer früheren Luftwaffenpilotin. 1962 eröffnete ihr Unternehmen in Flensburg den ersten Sexshop der Welt. Der Konzern entwickelte sich bald zu Europas größtem Erotik-Konzern mit Sex-Läden, Kinos und einem Versandhaus. Mit dem Internet begann in den vergangenen Jahren aber der Niedergang, weil Sexfilme quasi überall kostenlos heruntergeladen werden können.

Internet verschlafen

Der einstige Marktführer musste Läden schließen und baute Personal ab. Um aus der Schmuddelecke herauszukommen, baute Beate Uhse das Geschäft um und versuchte verstärkt, Frauen als Kundinnen zu gewinnen. Doch auch das half wenig, weil das Konzept nach Meinung von Experten nur halbherzig verfolgt wurde. Gleichzeitig nahm die Konkurrenz im Internet zu. Firmen wie Amorelie und EIS.de liefen Beate Uhse den Rang ab. Hinzu kamen mehrere Managementwechsel, eine klare Linie war kaum noch zu erkennen.

Das Geschäft schrumpfte rapide. Das Unternehmen, für das in Spitzenzeiten mehr als 800 Menschen arbeiteten, zählt heute nur noch 345 Mitarbeiter in sieben Ländern. Nach 200 Millionen Euro Umsatz vor einigen Jahren erwartet der Vorstand für 2017 noch Erlöse von deutlich unter 100 Millionen. Seit 2015 steckt der Konzern in den roten Zahlen.

Die Aktie, die nach dem Börsengang im Mai 1999 bei 25,39 Euro einen Rekord markierte, verlor im Laufe der Jahre deutlich an Wert. Das letzte Mal, dass das Papier mehr als einen Euro kostete, liegt mehr als vier Jahre zurück. Seitdem ist Beate Uhse ein Pennystock. Am Freitagnachmittag notierte die Aktie bei 6 Cent. (Reuters, 16.12.2017)