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Schon im vergangenen Juni unterzeichneten Imame in Wien eine Deklaration gegen Extremismus.

Foto: Reuters/HEINZ-PETER BADER

Wien – Die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) hat interne Kriterien für Moscheen und Imame definiert. Den Leitlinien voran steht dabei eine Absage an Radikalismus und Extremismus sowie eine Öffnung gegenüber Nicht-Muslimen. Bei der Präsentation am Freitag kündigte Vizepräsident Esad Memic einen "Weg der Mitte" an. Imame, die grob gegen die internen Regeln verstoßen, würden abgesetzt.

Über rund 350 Gebetsräumlichkeiten verfügt die IGGiÖ, allerdings gebe es auch weitere Einrichtungen, die außerhalb der Kontrolle liegen würden, betonte Memic. Zumindest den eigenen Geistlichen will man nun – mehr oder weniger verbindliche – Leitlinien mitgeben. Dazu gehört etwa die Empfehlung, Freitagsgebete auch auf Deutsch zusammenzufassen, wovon auch Muslime der dritten und vierten Generationen in Österreich profitierten.

Gegen Radikalismus und Extremismus

"Wir wollen durch den Kriterienkatalog unterstützen und weiterentwickeln", so der IGGiÖ-Vizepräsident. Die Leitlinien seien auch eine Fortsetzung jenes Kurses, der mit einer Erklärung der Imame gegen Extremismus begonnen habe. Auch im Kriterienkatalog finden sich dementsprechend Absagen an Rassismus und Antisemitismus, sowie ein Bekenntnis zu Toleranz und etwa Geschlechtergerechtigkeit. Memic: "Wir sind pro Europa, wir sind pro Österreich."

Auch der Kontakt zu anderen Religionsgemeinschaften soll nach den Kriterien verbessert werden. "Moscheen sind auch Häuser für Nicht-Muslime", meinte der IGGiÖ-Vizepräsident dazu. Ohnehin habe man bereits ein sehr gutes Verhältnis etwa zur Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) und den christlichen Kirchen. Aber auch allgemein will die Glaubensgemeinschaft die Kommunikation – nach außen sowie nach innen – verbessern und mehr Transparenz schaffen.

Moscheen sollen zertifiziert werden

Geplant ist auch, die Moscheen der IGGiÖ zertifizieren zu lassen. Jene, welche die Voraussetzungen des Kriterienkatalogs nicht erfüllen, werden erst einmal beraten und erhalten eine Übergangsfrist. Dekrete für Imame sollen ebenfalls für eine Standardisierung sorgen. Bei groben Verletzungen sollen diese dann abberufen und ersetzt werden. Radikalen Tendenzen wolle man so entgegenwirken, sagte auch Carla-Amina Baghajati von der IGGiÖ – und damit den "Mainstream" forcieren.

Dass die Präsentation des Kriterienkatalogs ausgerechnet kurz vor der Regierungsbildung erfolgt, ist laut Memic Zufall. Über ein halbes Jahr habe man – gemeinsam mit der Basis und Wissenschaften mehrerer Universitäten in Österreich – daran gearbeitet. Die Hoffnung bestehe nun, so Baghajati, dass das Thema Islam von der neuen Regierung "pragmatisch" behandelt werde. Bereits nach dem Wahlkampf sei es um das Thema ohnehin wieder ruhiger geworden. (APA, 15.12.2017)