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Josef Ferstl siegt in Gröden.

Foto: reuters/bianchi

Gröden – Sein Talent hat Josef "Pepi" Ferstl bereits des Öfteren bewiesen, dass aber just der Deutsche den Super G in Gröden für sich entscheiden und somit die norwegische Dominanz brechen könnte, damit haben wohl nicht viele Experten gerechnet. Der 28-Jährige feierte auf der Saslong nicht nur seinen Premierenerfolg im Weltcup, sondern sorgte auch für den ersten deutschen Super-G-Erfolg seit Markus Wasmeier 1991 in Lake Louise. "Weltcup-Sieg, das ist unglaublich. Ich hatte aber auch ein bisschen Glück mit dem Wetter", sagte Ferstl, der erst am Vortag einen neuen Kopfsponsor gefunden hatte und wegen anhaltender Knieprobleme mit Schmerzmittel fährt. Das bislang beste Weltcup-Ergebnis des verheirateten Vaters von zwei Kindern war ein fünfter Platz in der Abfahrt von Santa Caterina 2016.

Der Sohn des ebenso auf zwei Latten erfolgreichen Sepp Ferstl, der 1978 und 1979 die Hahnenkamm-Abfahrt in Kitzbühel gewann, avancierte zum überhaupt erst zweiten deutschen Super-G-Sieger. Wasmeier konnte sechs derartige Erfolge verbuchen. "Es ist ein offenes Geheimnis, dass unser Speedteam kurz vor dem Aussterben war", sagte der im bayerischen Traunstein geborene und vom Österreicher Christian Schwaiger trainierte Ferstl vor der WM in St. Moritz. Der Sieg des Deutschen kommt aber nicht ganz zufällig, die Equipe des österreichischen Cheftrainers Mathias Berthold bewies zuletzt stark ansteigende Tendenz. So war Thomas Dreßen Dritter in der Abfahrt von Beaver Creek, Stefan Luitz Zweiter im Riesentorlauf von Val d'Isère und Dritter in Beaver Creek. Felix Neureuther siegte beim Saisonauftakt im Slalom von Levi.

Denkbar knapp

Ferstl verhinderte er einen ÖSV-Erfolg und das denkbar knapp. Max Franz musste sich um lediglich zwei Hundertstel geschlagen geben, Matthias Mayer (+0,10) verspielte nach überlegener Zwischenbestzeit mit einem Schnitzer den Sieg, landete auf Platz drei. Vincent Kriechmayr (0,30), Super-G-Sieger in Beaver Creek, rundete als Fünfter ein beachtliches ÖSV-Ergebnis ab.

Die arrivierten Norweger, zuletzt fünf Mal in Serie in Gröden-Super-Gs erfolgreich, gehörten zu den Geschlagenen: Aleksander Aamodt Kilde (0,22) sprang als Vierter für Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud in die Bresche. Svindal wurde nur Neunter, Jansrud musste sich nach einem krassen Fehler mit Platz 35 begnügen, betonte hernach aber die Wichtigkeit des deutschen Sieges wegen des großen und deshalb interessanten Marktes für die Skifahrt. 2016 hatte es hier noch einen norwegischen Doppelsieg (Jansrud vor Kilde) gegeben, 2015 gewann Svindal vor Jansrud und Kilde.

Wie so oft in Gröden, hatten auch dieses Mal die Witterungsbedingungen Einfluss auf den Ausgang des Rennens, das mehrmals wegen Nebels unterbrochen und schließlich nach 38 Läufern gänzlich abgebrochen werden musste. Zudem erschwerte nach rund einem dutzend Startern stärker werdender Schneefall das zügige Vorankommen.

Kassiker auf Klassiker

Am Samstag gibt es in der Abfahrt (12.15 Uhr) die Chance zur Revanche. Vorjahressieger Max Franz ist zuversichtlich: "Die Abfahrt in Gröden mochte ich schon immer, ist ein cooles Rennen." Matthias Mayer, der Schnellste im Abschlusstraining am Donnerstag, hat seinen schweren Sturz auf der Saslong vor zwei Jahren noch nicht gänzlich verdaut. Damals fiel er mit Wirbelbrüchen für den Rest der Saison aus. "Der Sturz ist jetzt nicht mehr ganz so, aber trotzdem präsent."

Bereits am Sonntag steigt auf der Gran Risa im nahen Alta Badia mit einem Riesentorlauf (9.30 und 12.30 Uhr) der nächste Klassiker. Zu den Favoriten zählt natürlich wieder Marcel Hirscher, der dort letztes Jahr seinen fünften Erfolg feierte und sich damit zum Rekordsieger aufschwang. (Thomas Hirner, 15.12. 2017)