Wien – Die neue Bundesregierung hat auch direkte Auswirkungen auf die Wiener Stadtregierung: Der nicht amtsführende Vizebürgermeister Johann Gudenus wechselt als FPÖ-Klubchef in den Bund. Ihm soll nach STANDARD-Informationen Dominik Nepp, aktuell Klubchef der Freiheitlichen in der Hauptstadt, nachfolgen. Neuer FPÖ-Klubchef in Wien soll der nicht amtsführende Stadtrat Anton Mahdalik werden.

Die personellen Umgestaltungen müssen noch von der FPÖ-Klubführung am Dienstag beschlossen und vom Landesvorstand abgesegnet werden. Als Vizebürgermeister könnte Nepp dann bei der nächsten Sitzung des Gemeinderats Ende Jänner gewählt werden.

Schlagender Burschenschafter

Nepp, der aus der Döblinger Bezirkspartei kommt, sitzt seit 2010 im Gemeinderat. Der 35-Jährige ist Mitglied der schlagenden Burschenschaft Aldania. Dieser gehört auch der neue FPÖ-Abgeordnete Maximilian Krauss an, der einst von Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) als Vizepräsident des Stadtschulrats verhindert wurde.

Nepp war ab 2007 Landes- und ab 2009 auch Bundeschef des Rings Freiheitlicher Jugend (RFJ). Beide Funktionen übte er bis 2012 aus. Als Gudenus nach der Wien-Wahl 2015 zum Vizebürgermeister gewählt wurde, folgte ihm Nepp als Klubchef nach. Jetzt ist sein Aufstieg erneut mit einem Wechsel von Gudenus eng verbunden.

Einen weiteren blauen Personalwechsel gibt es in der Kommunikation: Elisabeth Hechenleitner, bisher Sprecherin von Gudenus, wechselt zur designierten Ministerin Karin Kneissl ins Außenministerium.

Gudenus und Rosenkranz an Klubspitze

Gudenus selbst teilt sich die Nachfolge von Heinz-Christian Strache als Chef des FPÖ-Parlamentsklubs mit Walter Rosenkranz, dem Chef der niederösterreichischen Freiheitlichen. Gudenus soll das Gesicht des Klubs werden, Rosenkranz sich als geschäftsführender Klubobmann um das Tagesgeschäft kümmern.

Gudenus ist Sohn des im September 2016 verstorbenen John Gudenus. Dieser hatte Zweifel an der Existenz von Gaskammern im Dritten Reich geäußert und zu den umstrittensten Parlamentariern der Freiheitlichen gehört. Seine Aussagen brachten dem vormaligen Bundes- und Nationalratsabgeordneten sogar einen Parteiausschluss ein.

Ebenfalls schlagender Burschenschafter

Gudenus junior, Mitglied der schlagenden Burschenschaft Vandalia, hat Jus studiert und die Diplomatische Akademie absolviert. In seiner Wortwahl ist er dennoch nicht zimperlich: So forderte er bei einer Wahlkampfrede "Knüppel aus dem Sack" für "Asylbetrüger": Bundespräsident Alexander Van der Bellen soll ihn deshalb schon im Vorhinein als Minister abgelehnt haben.

Harte Antiausländerpolitik

Als langjähriger RFJ-Obmann ist Gudenus prominenter FPÖ-Vertreter einer harten Antiausländerpolitik und vehementer Gegner von Rot-Grün in Wien. Schon 2004 forderte er die Verlegung des Flüchtlingslagers Traiskirchen auf eine Adria-Insel. Liberaler wurde er in seinen Standpunkten auch später nicht.

Außenpolitisch sorgte Gudenus als Freund Russlands etwa als Wahlbeobachter vor Ort für Aufsehen, wo ihm die Wahlen laut eigener Aussage besser gefallen hatten als jene im Europaparlament. Beim umstrittenen Krim-Referendum habe er zudem keine Unregelmäßigkeiten feststellen können. Verheiratet ist der 41-Jährige seit dem Vorjahr mit der bosnisch-serbisch-stämmigen Tajana Tajčić, die Hochzeit erfolgte nach orthodoxem Ritus.

Rosenkranz ebenfalls Burschenschafter

Rosenkranz, die zweite Person in der neuen FPÖ-Doppelspitze im Parlamentsklub, ist Rechtsanwalt und Strafverteidiger. Er ist Mitglied der deutschnationalen Burschenschaft Libertas. Rosenkranz, seit Juni 2013 FPÖ-Chef in Niederösterreich, sitzt seit 2008 als Abgeordneter im Parlament. Im Korruptions-U-Ausschuss leitete er nicht nur die freiheitliche Fraktion, sondern war am Ende auch Vorsitzender des Gremiums. Im Eurofighter-U-Ausschuss leitete er ebenfalls die FPÖ-Fraktion. (David Krutzler, 16.12.2017)