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Den Buwog-Aktionären soll ein Angebot von 29,05 Euro je Aktie in bar gemacht werden.

Foto: REUTERS/Leonhard Foeger

Wien/Bochum – Der deutsche Wohnungskonzern Vonovia will weiterwachsen und hat sich als nächstes Übernahmeziel die österreichische Buwog AG ausgesucht. Deren Aktionären macht der Konzern mit Sitz in Bochum, der rund 350.000 Wohneinheiten im Bestand hat, ein zweifellos attraktives Übernahmeangebot von 29,05 Euro je Aktie, womit die Buwog auf einen Wert von rund 5,2 Milliarden Euro bewertet wird. Das Angebot liegt um 18 Prozent über dem Schlusskurs vom vergangenen Freitag (24,61 Euro). Nach Bekanntwerden der Übernahmepläne schnellte der Kurs der Buwog an der Wiener Börse freilich im zweistelligen Bereich in die Höhe und pendelte sich schließlich etwa auf Höhe des Angebots ein. Im April 2014 waren die Papiere mit 13 Euro gestartet.

Buwog-Vorstandschef Daniel Riedl rät den Aktionären – 85 Prozent sind im Streubesitz, der Rest wird etwa zu gleichen Teilen von der Immofinanz und den US-Fonds Fidelity und Black Rock gehalten – zur Annahme.

Erst vor wenigen Monaten hatte sich Vonovia schon die Conwert einverleibt. Deren österreichischen Wohnungsbestand wollte Vonovia-Chef Rolf Buch bis vor kurzem eigentlich wieder abgeben, weil man es nur auf den deutschen Bestand abgesehen hatte.

Conwert "verdaut"

Mit der geplanten Übernahme der Buwog, die bis Ende März in trockenen Tüchern sein soll, wird aber alles anders: Die Conwert-Bestände, mittlerweile in die Vonovia "gut integriert", sollen gemeinsam mit den österreichischen Buwog-Wohnungen von Wien aus und somit viel effizienter gemanagt werden, sagte Buch in einer gemeinsamen Telefonkonferenz mit Riedl am Montag.

Riedl soll Buwog-Chef bleiben, aber auch in den Vonovia-Vorstand einziehen und dort das gesamte Development verantworten. Die Buwog-Projektpipeline von rund 10.000 in den nächsten Jahren zu errichtenden Wohnungen in Wien, Berlin und Hamburg ist es nämlich, auf die man es stark abgesehen hat. Bisher trat Vonovia vorrangig als Bestandhalter in Erscheinung, sprich der Konzern erwarb Wohnungsportfolios und "optimierte" dann deren Mieterträge. Mit der Buwog bekomme man nun auch Know-how im Developmentbereich, so Buch. Er erwartet sich durch die Übernahme auch "operative Kostenvorteile" von 30 Millionen Euro pro Jahr.

Marke Buwog soll bleiben

Dass der Deal die Mieter der Buwog eventuell "nicht unbedingt freuen" dürfte, wie dies Anlegervertreter Wilhelm Rasinger am Montag ausdrückte, könnte sich bewahrheiten. Buch sagte zwar, der Deal werde insofern auch für Mieter Vorteile bringen, als ein größeres Unternehmen schlicht günstiger bauen und sanieren könne ("Durch Größe wird's billiger"). Letztlich wird das aber wohl, wenn überhaupt, nur für künftige Mieter gelten: Mehr noch als die Buwog ist die Vonovia dafür bekannt, den Altbestand "effizient zu bewirtschaften", wie das im Immo-Jargon so schön heißt.

Kartellrechtlich erwarten Riedl und Buch keine Schwierigkeiten, weshalb die Buwog wohl im Frühjahr mehrheitlich Vonovia gehören wird. Zumindest als Marke werde die Buwog aber wenigstens noch eine Zeitlang bestehen bleiben, sagte Riedl. "Angesichts dessen, dass der Markenname aufgrund eines Prozesses derzeit weiter an Bekanntheit zulegt, wäre es nicht sinnvoll, ihn zu wechseln", spielte der CEO schmunzelnd auf den laufenden Buwog-Prozess an. (Martin Putschögl, 18.12.2017)