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Amazon will auch in Deutschland stationäre Geschäften eröffnen. Wann, ist allerdings noch nicht bekannt.

Foto: AP Photo/Michel Spingler

Der US-Onlinehändler Amazon plant stationäre Geschäfte auch für den deutschen Markt. "Das ist keine Frage des Ob, sondern des Wann", sagte Ralf Kleber, Deutschland-Chef des Konzerns, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montag). Zu einem Zeitplan gibt es aber keine Angaben. "Wir reden nur über Neuigkeiten, wenn Kunden sie auch nutzen können."

Amazon Fresh

Kleber verwies dabei auch auf das Angebot Amazon Fresh, das erst sechs Jahre in Seattle getestet wurde, bevor es langsam ausgebaut wurde. Der klassische Handel in Deutschland mache noch immer 90 bis 95 Prozent des Gesamtumsatzes aus und sei sehr beliebt, sagte Kleber. Amazon werde sich dem deshalb nicht verschließen. In den USA betreibt der Online-Einzelhändler bereits erfolgreich zwölf stationäre Buchläden. Drei weitere Filialen sind nach eigenen Angaben geplant. Für sein eigenes Lebensmittel-Angebot kaufte das Unternehmen vor rund einem halben Jahr in den USA zudem die Bio-Kette Whole Foods Market.

Sondergebühren für die künftige Zustellung an die Haustür schloss Kleber gegenüber der Funke-Mediengruppe aus. Zu entsprechenden Erwägungen von Konkurrenten sagte der Manager: "Das kommentiere ich nicht. Aber wir nennen uns die Erfinder des versandfreien Zustellens." Amazon Prime gebe es jetzt seit zehn Jahren. "Und unsere Kunden finden das gut."

Innovation auf der letzten Meile gefordert

In Sachen Zustellung werde sich aber noch einiges tun, sagte Kleber. Alle Zulieferer strebten mehr Effizienz an. "Alle haben erkannt, dass auf der letzten Meile Innovation gefordert ist." Amazon experimentiere deshalb zum Beispiel mit der Zustellung direkt in den Kofferraum oder an geschützte Orte wie den Balkon oder die Terrasse.

An seinem Hauptsitz in Seattle erprobt Amazon mit "Amazon go" das Konzept eines weitgehend automatisierten Supermarkts, bei dem der übliche Bezahlvorgang an festen Kassen entfällt. Hinter der Ladentechnik stecke kein besonderer RFID-Chip, sagte Kleber. "Der ist viel zu teuer, um ihn auf eine Packung Katzenfutter für 39 Cent zu kleben." Stattdessen arbeite Amazon mit "Machine Learning, Datenverarbeitung, Sensorik und Computer Vision – den Kernstärken des Unternehmens". Solch ein Erfassungssystem müsse aber erst ausreifen. In Seattle werde es deshalb in einem kleinen Laden perfektioniert – "um zu sehen, wo es am besten eingesetzt werden kann".

Nach bisherigen Informationen sollen in den Geschäften Kameras und andere Sensoren registrieren, wer was aus dem Regal holt, damit der übliche Bezahlvorgang an festen Kassen entfällt. Medienberichten zufolge hatte das System aber zunächst größere Probleme als erwartet, den Überblick zu behalten. (APA, 18.12.2017)