An sauren Getränken sollte man nicht nuckeln oder sie durch die Zähne ziehen, raten Mediziner.

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Viele Getränke und Nahrungsmittel enthalten Säure. Sie soll vor allem den Geschmack verbessern. Doch, so zeigt jetzt erneut eine Untersuchung der Klinik für Zahnerhaltung der Universität Bern, diese Getränke schaden zum Teil erheblich dem Zahnschmelz. Besonders Energy- und Sportdrinks enthalten viele schädliche Säuren.

Der Berner Zahnmediziner Adrian Lussi beschäftigt sich schon lange mit der Problematik und hat kürzlich neue Forschungsergebnisse auf einem Fachkongress in Chile vorgestellt. "Am meisten leidet der vor Karies schützende Schmelz, wenn man die Getränke genüsslich zwischen den Zähnen hindurch in den Mund zieht", so Lussi. Je saurer das Getränk, umso schädlicher ist dabei der Effekt.

In seinen Untersuchungen simuliert der Berner Forscher immer wieder die Wirkung häufig konsumierter Lebensmittel, Getränke und Arzneimittel auf den Zahnschmelz. Limonaden, Sportgetränke, Energydrinks, Fruchtsäfte (bis auf Karottensaft), Früchte sowie Salatdressings senkten stark den pH-Wert im Mund und verringerten dadurch die Härte des Zahnschmelzes deutlich. Kaffee, Tee, Mineralwasser und Joghurt zeigen in der Regel keine negative Wirkung. Bei den Medikamenten sorgen vor allem Aspirin-Brausetabletten für weicheren Zahnschmelz.

Säure, künstlich zugesetzt

Auch Zucker in Getränken und Nahrungsmitteln ist ein Problem, denn Bakterien bauen ihn zu Säure ab, die ebenso den Zahnschmelz schädigt. Überraschend: Auch die Light-Varianten ohne Zucker gefährden den Zahnschmelz, hat Lussi herausgefunden. Die kalorienreduzierten Light-Lebensmittel verringern die Härte des Zahnschmelzes zum Teil sogar deutlich mehr als die gezuckerten. Der Grund: Häufig setzen die Hersteller der künstlich gesüßten Variante mehr Säure zu, beispielsweise Zitronensäure (E330) oder Weinessig. Vermutet wird zudem, dass die Wirkung der Säure durch den fehlenden Zucker nicht abgepuffert wird und sie dadurch aggressiver auf den Zahn wirkt.

Bis sich der Zahnschmelz nach einer Säureattacke wieder regeneriert hat, brauche es Tage bis Monate, sagt Lussi. Doch mit einfachen Tricks lässt sich der säurebedingte Abbau des Zahnschmelzes verringern. "Die Drinks sollte man nicht schluckweise trinken, daran nuckeln oder durch die Zähne ziehen", rät Lussi. Vor dem Kauf kann man in der Zutatenliste schauen, ob dem Getränk Casein oder Kalzium zugesetzt sind – das schützt den Zahn vor der Säureattacke.

Wichtig seien Pausen nach dem Konsum von Süßem und Saurem, damit der Speichel die Säuren neutralisieren und den Zahnschmelz wieder aufbauen kann. Lussi rät zudem: "Den Mund nach etwas Saurem mit Wasser zu spülen ist eine gute Methode, den pH-Wert wieder hochzudrücken und so die Zähne zu schützen." Lussi empfiehlt, am Tag nicht mehr als vier saure Portionen zu konsumieren, sonst leide der Reparationsprozess des Zahns. (Andreas Grote, 11.1.2018)