Sulaymaniyah – Nach den tödlichen Unruhen in der Kurdenregion im Nordirak haben die kurdischen Sicherheitskräfte ihre Präsenz in Suleimanija und anderen Städten verstärkt. Am Mittwoch waren auf allen großen Kreuzungen von Suleimanija Wasserwerfer, Panzerwagen und schwer bewaffnete Polizisten zu sehen, wie ein AFP-Reporter berichtete.

Viele der Geschäfte am Serail-Platz, wo es zuletzt große Proteste gegeben hatte, blieben geschlossen. In Rania dagegen versammelte sich erneut eine Gruppe von Demonstranten. Am Dienstag hatten sie in der Kleinstadt nördlich von Suleimanija die Büros der Patriotischen Union Kurdistans (PUK), der Demokratischen Partei Kurdistans (DPK) und der Islamischen Union in Brand gesteckt und das Rathaus besetzt. Bei Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften wurden fünf Menschen getötet und mehr als 70 weitere verletzt.

Schwere Krise nach Referendum

Am Mittwoch richtete sich der Zorn der Demonstranten auch gegen die oppositionelle Gorran-Partei, deren Sitz trotz der massiven Präsenz der Sicherheitskräfte mit Steinen beworfen wurde. Die Kurdenregion steckt seit dem umstrittenen Unabhängigkeitsreferendum Ende September in einer schweren politische Krise. Auch die ohnehin desolate Wirtschaftslage hat sich weiter verschlechtert.

Bei dem Referendum hatten sich die Kurden zwar praktisch geschlossen für die Abspaltung von Bagdad ausgesprochen, doch führte das Votum nicht zur Unabhängigkeit. Vielmehr verlor die kurdische Autonomieregion in der Folge einen großen Teil ihrer Gebiete an die Zentralregierung. Kurdenpräsident Massud Barzani trat nach dem Debakel zurück, doch fordern die Demonstranten auch den Rücktritt der Regierung.

Ministerpräsident Nechirvan Barzani rief die Demonstranten bei einem Deutschland-Besuch auf, keine Gewalt anzuwenden. "Die Region durchlebt eine schwierige Zeit. Eure Frustration ist verständlich und ich höre sie", sagte Barzani, der ein Neffe des langjährigen Kurdenpräsidenten ist, am Dienstagabend. Die Proteste müssten aber friedlich bleiben, Gewalt sei "inakzeptabel". (APA, 20.12.2017)