Andreas Puelacher zieht vor den Feiertagen ein Zwischenresümee. Wenn er sich etwas wünschen dürfte, dann einen Abfahrtssieg.

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Corvara/Wien – ÖSV-Alpin-Rennsportleiter Andreas Puelacher hat seine Zwischenbilanz nach fast einem Drittel der Weltcup-Saison bei den Herren vorgelegt. "Im Großen und Ganzen sind wir sehr gut unterwegs, finde ich. Trotzdem haben wir noch gewisse Sachen, wo wir uns verbessern müssen", meinte Puelacher. Sorgen bereite ihm die zweite Gruppe der Speed-Spezialisten. "Sie sind in der Bringschuld", stellte er klar.

Bei den Spitzenläufern in den schnellen Disziplinen habe das Trainerteam über den Sommer exzellent gearbeitet, um gewisse Schwächen auszumerzen. "Wenn man sieht, dass wir bei sechs Rennen acht Podestplätze gemacht haben, dann kann man sehr zufrieden sein", erklärte Puelacher. "Das Einzige, was ich mir auf der Seite wünschen würde, ist dieser Abfahrtssieg."

Der letzte Erfolg in der Königsdisziplin liegt nun schon wieder länger zurück. Zuletzt gewann Hannes Reichelt im Jänner die zweite Abfahrt in Garmisch, vor ziemlich genau einem Jahr beendete Max Franz in Gröden mit dem Sieg auf der Saslong eine lange ÖSV-Durststrecke, die sich seit dem Erfolg von Reichelt im März 2015 in Kvitfjell wie ein Strudelteig zog.

Super-G-Nation

Mit Bormio, Wengen, Kitzbühel und Garmisch-Partenkirchen stünden nun Rennen an, die den Österreichern mehr liegen würden. "Wir sind dabei, und ich bin überzeugt, in den nächsten Abfahrten gelingt uns sicher mehr, dass wir da auch mit einem Sieg zuschlagen können", sagte der Cheftrainer. An den bisherigen Leistungen im Super-G fand er nichts auszusetzen. "Da kann man wirklich sagen, wir sind die Super-G-Nation."

Die große Kluft zwischen dem Top-Quartett Matthias Mayer, Hannes Reichelt, Vincent Kriechmayr, Max Franz und dem Rest bereitet Puelacher aber Sorgen. Die Performance von Läufern wie Otmar Striedinger, Johannes Kröll, Christian Walder oder Patrick Schweiger sei "noch zu wenig", stellte er klar. "Es sollte nicht sein, dass diese Läufer bei dem Aufwand, den wir mit ihnen betrieben haben, über den Top 30 sind."

Nachrückende Athleten in der Bringschuld

Das durchaus vorhandene Potenzial "haben sie noch nicht so richtig abgerufen im Rennen. Wir können nicht so mitfahren wie zum Beispiel die jungen Deutschen." Weil der ständige Qualifikationsdruck eventuell ein Hemmschuh für die Athleten sei, habe man begonnen, unabhängig von Laufzeiten den Trainerentscheid zu forcieren. "Es kann sein, dass die zwei Schnellsten fahren und der Dritte wird nach skitechnischen Gesichtspunkten entschieden."

Man wolle die nachrückenden Athleten jedenfalls "offensiv" einsetzen. "Wir geben ihnen das Fallnetz Europacup nicht mehr. Das ist auch klar ausgesprochen worden. Sie müssen im Weltcup stechen. Sie sind in der Bringschuld", wurde Puelacher deutlich.

Weniger Sorgen bei Technikern

Bei den Technikern sticht die starke unverändert hohe Abhängigkeit von Marcel Hirscher hervor. "Auf der Technikseite haben wir fünf Bewerbe gehabt (ohne Parallel-Riesentorlauf; Anm.). Da haben wir vier Podestplätze gehabt, diese vier sind vom Marcel", so Puelacher. Die Dichte in der Slalom-Truppe stimme ihn aber zuversichtlich: "Da sind junge Leute hinten nach, die werden uns noch viel Freude machen." Namentlich nannte er Johannes Strolz, Dominik Raschner, Simon Rueland und Thomas Hettegger.

"Im Riesentorlauf schmeißt uns leider der Ausfall von Schörghofer zurück. Roland Leitinger hat am Anfang ein bisschen Probleme gehabt, er ist aber schnell unterwegs. Ich bin mir sicher, der kommt noch mit Vollgas", meinte Puelacher. Die eigentlichen Slalom-Artisten Michael Matt, Marco Schwarz und Christian Hirschbühl seien wie Strolz oder Stefan Brennsteiner im Riesentorlauf noch zu inkonstant. Bis eine in allen Disziplinen ausgeglichen starke Mannschaft stehe, "wo mehrere auf Podestplätze fahren können", werde es daher noch ein Weile dauern. (APA, red, 20.12.2017)