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Auf der "Canalone Miramonti" in Madonna wird es sich auch heuer wieder abspielen.

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2015 hatte Marcel Hirscher Glück, nicht von einer abstürzenden TV-Drohne getroffen zu werden.

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Michael Matt fährt nach Kranjska Gora 2017 um seinen zweiten Sieg im Slalom-Weltcup.

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Christian Hirschbühl fährt um eine bessere Startnummer.

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Wien – Sie sind längst nicht mehr grün hinter den Ohren und deshalb ist auch die Vorfreude von Michael Matt und Christian Hirschbühl auf die Perle der Brenta-Dolomiten groß. Selbstverständlich auch auf Weihnachten, aber zunächst einmal auf den Nachtslalom am Freitag (17.45, 20.45 Uhr, live ORF 1) in Madonna die Campiglio, der als letztes Rennen der alpinen Skiherren vor dem Fest anberaumt ist. Eine "Festa" soll die Veranstaltung werden, die dem 30-Jahr-Jubiläum von Alberto Tombas erstem Sieg auf der "Canalone Miramonti" gewidmet ist. "Lässig ist, dass man beim Start bereits die Zuschauer im Ziel hört", sagt der Bruder von Olympiasieger Mario Matt. Es sei ähnlich wie Schladming, "nur nicht ganz so viel los."

Matt mit simplem Rezept

Der 24-jährige Tiroler schätzt das abwechslungsreiche Terrain mit den Übergängen und spekuliert mit einem Stockerlplatz, weil "körperlich und skifahrerisch" viel weitergegangen sei und er mit Platz vier im Slalom von Val d’Isère, wo Marcel Hirscher gewann, entsprechend Selbstvertrauen tankte. "Ich bin zuversichtlich, wir haben alle das Potenzial, in die Top Ten zu fahren. Bei mir gilt es hauptsächlich die Fehler abzustellen, dann bin ich sicher am Podest. Sein Rezept ist simpel: "Fokus nicht verlieren und so schnell wie möglich ins Ziel kommen."

Auch Hirschbühl hat gute Assoziationen mit jenem Skiort, wo seinerzeit schon Kaiserin Elisabeth, Franz Joseph und Vertreter des Hochadels abstiegen. Auch ein gewisser Karl der Große soll einer Legende zufolge mit seinem Heer im Jahr 787 über den nahen Campo Carlo Magno Pass gekommen sein, um gegen die Langobarden zu ziehen. Weniger martialisch aber doch aggressiv will es Hirschbühl angehen: "Der Hang lädt zum Attackieren ein, daher werde ich es definitiv so anlegen, weil in der Liga einfach nur das zählt", so der 27-jährige Vorarlberger, der vor einem Jahr mit Startnummer 46 auf Platz 16 fuhr. Schlussendlich komme es aber wie immer auf Set-up, Kopf, Tagesverfassung und Kurssetzung an.

Malheur auf dem Mölltaler Gletscher

Seine Vorbereitung war nicht frei von Komplikationen, auf dem Mölltaler Gletscher, wo heuer auch Hirscher sein Malheur mit dem Knöchelbruch passierte, verletzte er sich am Schienbein und zog sich einen Innenbandeinriss zu. "Ich war happy, dass ich nach dreieinhalb Wochen wieder auf Schnee und in Levi dabei sein konnte." Platz 20 in Finnland sei daher passabel gewesen. Nun gelte es aber, sich bessere Startnummern zu erarbeiten. Platz elf in Val d’Isère sei ein richtiger Schritt gewesen.

Einen Fortschritt sieht Hirschbühl auch im Verhältnis zu Hirscher: "Marcel ist in letzter Zeit offener, zugänglicher geworden, das ist gut für uns. Aber er hat sein Team, mit dem er trainiert und ein Rennläufer gibt seine Geheimnisse und Erfolgsrezepte nicht weiter." Er habe in gewisser Hinsicht mehr Möglichkeiten als alle anderen, habe über die Jahre viel Erfahrung gesammelt, sei ein kluger Skifahrer, definitiv ein Vorreiter und allen ein, zwei Schritte voraus. "Aber wir holen langsam auf."

Möglich sei das deshalb, "weil wir im Training vermehrt ans Limit gehen und damit den Rennspeed steigern", wie Matt erklärt. Allerdings sei die Fahrt durch den Stangenwald auch eine Geduldssache. Man wolle engere Schwünge als die Konkurrenz, knapper an die Stangen fahren, das berge aber auch ein Risiko. "Es gibt zirka 60 Chancen, einen Fehler zu machen", so Hirschbühl, dessen Spaß sich unterwegs in Grenzen hält: "Sobald man aus dem Starthaus springt, ist der Kampf da, agiert und reagiert man. Da geht es allen gleich, nur dass Marcel im Ziel öfter grün sieht als wir."

Hirscher vs. Kristoffersen, Feller vs. Gerüchte

Während Hirscher seinen 22. Slalomsieg anpeilt, hofft Henrik Kristoffersen in Madonna auf den Hattrick. Der Norweger feierte dort zuletzt zwei Erfolge en suite, Hirscher war 2012 erfolgreich, musste sich letztes Jahr und auch 2015, als beinahe eine TV-Drohne auf den Salzburger stürzte, als Zweiter jeweils nur Kristoffersen geschlagen geben. Grünes Licht gab Manuel Feller, der wegen der in Alta Badia erlittenen Kapselverletzung im linken Knie um einen Start bangt musste, aber rechtzeitig fit wurde.

Die aufkommende Kritik, wonach durch seine späte Absage für den Parallel-Riesenslalom ein Nachrücken eines anderen Fahrers nicht mehr möglich gewesen wäre, konterte er in einem Facebook-Video und forderte Kritiker auf, keine Gerüchte zu verbreiten. (Thomas Hirner, 22.12.2017)

ÖSV-Team für den Herren-Slalom in Madonna di Campiglio: Marcel Hirscher, Manuel Feller, Michael Matt, Marco Schwarz, Marc Digruber, Christian Hirschbühl, Johannes Strolz, Dominik Raschner, Thomas Hettegger