Der Widerruf ganz oben auf extradienst.at bezieht sich nicht auf den Rückzug des Herausgebers. Da widerruft das Branchenportal seine Interpretation einer Rede von Kathrin Zechner.

Foto: Screenshot Extradienst.at

Wien – Bei Christian W. Mucha hält selbst "der beste Nachfolger" nicht lange, und aus dem Abschied Richtung Bootfahren und Reinigung von 142 Spielzeugeisenbahnloks wird vorerst auch nichts. Seit 21. Dezember 2017 ist Muchas Stiftungsvorstand und Steuerberater Georg Weissenbacher laut Firmenbuch 80-Prozent-Eigentümer des Branchenverlags mit "Extradienst" und "FM". Den Mehrheitsanteil hat Mucha erst im Frühherbst dem ehemaligen ATV-Manager Martin Gastinger und vorübergehenden "Extradienst"-Herausgeber abgetreten.

"Antworten 2018"

Warum ist Martin Gastinger schon wieder draußen? Mucha erklärt auf STANDARD-Anfrage, er bestätige das nicht, kündigt aber an: "Wir melden uns mit Antworten 2018." Ein Versuch, Martin Gastinger am 23. Dezember über Mail und eine Mobiltelefonnummer mit der Frage nach den Hintergründen seines raschen Abschieds zu erreichen, blieb bisher ohne Antwort.

In der aktuellen Ausgabe des "Extradienst" kommt Gastingers Name nicht mehr erkennbar vor. Das Impressum auf extradienst.at weist Christian W. Mucha als Herausgeber und Geschäftsführer aus, als zweiten Geschäftsführer Dominik Unger.

80 Prozent beim Stiftungsvorstand

Laut Firmenbuch hat Georg Weissenbacher mit 21. Dezember 80 Prozent der Anteile an der MG Mediengruppe GmbH übernommen, die den Branchenverlag nach früheren Angaben Muchas unter Gastingers Ägide weiterführen sollte. Sie steht als Medieninhaber im Impressum.

Weissenbacher ist Steuerberater und Wirtschaftstreuhänder in Wien, nach eigenen Angaben auf LinkedIn "Experte für eh fast alles bei Dr Walter Kristen WP u STB GmbH". Weissenbacher ist schon seit Anfang 2014 Vorstand der Mucha Privatstiftung, neben dem langjährigen Werbefilmproduzenten Anthony Guedes und Thomas Schmid, früher Geschäftsführer von Denzel Marketing.

Im Firmenbuch steht Mucha ebenfalls seit 14. Dezember als Geschäftsführer der MG Mediengruppe selbstständig; mit 21. Dezember wurde Martin Gastinger in der Funktion gelöscht.

Der Abschied

Christian Mucha erklärte Anfang September 2017, er übergebe seinen Verlag gerade an Martin Gastinger. Nur noch in diesem Monat organisiere er ein Heft und spreche für den Verlag, ab Oktober würde Martin Gastinger als Herausgeber übernehmen. Bis Ende 2018 wollte er noch auf Wunsch beratend für "Extradienst" und Co tätig sein und dem "besten Nachfolger" (Mucha) zur Hand gehen. Über den Verkaufspreis wollte er nicht sprechen; nach STANDARD-Infos war eine sehr langfristige Art Leibrente für Mucha und seine Frau Ekatarina vereinbart, zudem Anzeigenraum für Gegengeschäfte des Altverlegers.

"Ich will möglichst rasch überflüssig werden", sagte Mucha dem STANDARD im September, "dann kann ich Boot fahren." Auch von Buchprojekten Muchas war da und dort schon die Rede. Dem "Kurier" erklärte er wenig später neben nautischen Vorhaben, er habe "jetzt erstmals Zeit, die 142 Loks meiner Spielzeugeisenbahn zu reinigen". Doch die Loks müssen warten, der Ausstieg lief offenbar nicht wie die Eisenbahn.

Anteile hin, Anteile her

Mit September gingen Muchas Verlagsaktivitäten an die frisch gegründete und womöglich nach Martin Gastinger benannte MG Mediengruppe. Eigentümer: Geschäftsführer Dominik Unger (20 Prozent) und zu 80 Prozent Familie Gastinger – zunächst komplett persönlich gehalten von Gastingers Frau Viviane.

Mit Oktober übernahm der ehemalige ATV-Chef Martin Gastinger nach Ablauf seines Vertrags mit dem an ProSiebenSat1 verkauften Sender 25 Prozent, die Big Partner TV GmbH 55 Prozent an der MG. Die Big Partner wurde 2013 gegründet, wenige Wochen, bevor Martin Gastinger im Firmenbuch als ATV-Geschäftsführer eingetragen wurde, und gehört zu 100 Prozent Viviane Tomaschek-Gastinger.

Muchas Rückzug vom Rückzug

Schon Ende November 2017 meldete sich Mucha mit "Sag niemals nie wieder" per Editorial im "Extradienst" zurück. Wegen unvorhersehbarer Ereignisse und auf Bitte Gastingers werde er wieder "ab sofort auf unbestimmte Zeit als Herausgeber des Unternehmens auch operative Vorstandsagenden wahrnehmen. Natürlich gemeinsam und im Einvernehmen mit Martin Gastinger".

Wachstumsschmerzen

Die laut Muchas Editorial vom 21. November unvorhersehbaren Entwicklungen: Drei Mitarbeiter gingen. Und die MG Mediengruppe habe in den vier Monaten bis Jahresende und bis dato viermal soviel Umsatz gemacht wie geplant. Deshalb kehre er zurück, und seine Frau Ekatarina, die weiter das Magazin "Elite" führte, werde "ihr Engagement verstärken".

Mucha damals zur von ihm geschilderten Umsatzentwicklung: "Ich bringe die Erfahrung ein, dies nicht ausufern zu lassen. Gemeinsam werden wir die Krise von zu schnellem Wachstum meistern. Versprochen."

Von Gemeinsamkeit mit Gastinger ist – im Heft und auf den Webseiten des Verlags – derzeit nicht mehr viel zu erkennen. (fid, 26.12.2017)