Apple kämpft mit negativen Schlagzeilen – auch seine Steuervermeidung wird von Demonstranten thematisiert.

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Mit dem iPhone X und dem iPhone 8 hat Apple zwei weitere Erfolgsmodelle seiner Smartphone-Reihe vorgelegt. Auf dem Papier war das Jahr für den IT-Konzern ein hervorragendes: Verkaufszahlen, Umsätze und Gewinn waren im grünen Bereich, außerdem wurde die neue Konzernzentrale endlich eröffnet. Doch – man verzeihe die abgedroschene Phrase – im Apfel ist der Wurm drin.

Lange "schlechte Woche"

Seit einigen Monaten mehren sich die Pannen bei Apple. Von Vizepräsident Phil Schiller wurde das in einem Interview vor wenigen Tagen noch als "schlechte Woche" abgetan. Allerdings dauert diese Woche erstaunlich lange an – und sie könnte sich zum PR-Desaster entwickeln. Betroffen ist vor allem der Bereich der Software-Entwicklung, doch auch Apples Hardware leidet an der Pleitenserie.

Pannenserie

Eine kurze, unvollständige Chronologie der Fehler: Eine massive Sicherheitslücke erlaubte den Root-Zugriff in macOS ohne Passwort; iPhones kämpften mit der Kälte, schalteten sich am 2. Dezember ab; die laut Apple so sichere Face ID wurde mit Masken überlistet, der smarte Lautsprecher Homepod verpasste das Weihnachtsgeschäft. Das alles wurde nun überschattet von der Meldung, dass Apple alte iPhones absichtlich langsamer macht – PR-technisch ein Super-GAU.

Fehler passieren

Was ist also los mit Apple? Klar ist, dass ein Konzern in dieser Größenordnung Fehler macht. Solche kleineren Pannen fallen auch regelmäßig bei Samsung, Microsoft oder anderen global tätigen Herstellern an. Auch gröbere Probleme kommen alle Jahre wieder – man denke etwa an Samsungs explodierende Galaxy-Note-Smartphones.

Trotzdem ist Apples Pannenserie ungewöhnlich. Vor allem die hohe Zahl an Bugs überrascht auf den ersten Blick. Doch es gab schon früher Warnungen: Im Februar 2016 schrieb Techjournalismus-Legende Walter Mossberg etwa, dass er ein "ständiges Absinken der Qualität und Verlässlichkeit" bei Apple-Software bemerke. Wichtige Apple-Blogger pflichteten Mossberg schon damals bei.

Deadlines und Druck

Sind die aktuellen Probleme also eine logische Fortsetzung dieser Entwicklung? Apple-Kenner warnen davor, dass der Konzern zu strikte Deadlines ansetze und auf seine Software-Entwickler so Druck ausübe. Dadurch passierten Fehler. Klar: Jeden Herbst muss ein neues iPhone samt neuer iOS-Version erscheinen.

Gleichzeitig will Apple das "nächste große Ding" entdecken. Bislang ist Apple-Chef Tim Cook mit der Suche nach dem "nächsten iPhone" aber gescheitert: Die Apple Watch ist kein Massenprodukt; und im Bereich der smarten Lautsprecher ist vor allem Amazon meilenweit voraus. Es gibt dafür aber mehr aktuelle iPhone-Modelle als je zuvor. Kritiker monieren deshalb, dass Apple seinen Fokus verliere. So wurden massiv Ressourcen in ein Apple-Auto gesteckt, dessen Entwicklung jedoch von internen Streitereien geprägt war.

Qualitätssicherung evaluieren

Apple wolle nun seine Qualitätssicherung evaluieren, gab Vizepräsident Phil Schiller bekannt. Die "schlechte Woche" der Software-Entwickler solle sich nicht wiederholen. Tatsächlich könnte Apples Image an einer Fortsetzung der Pannenserie leiden, denn die Konkurrenz schläft nicht. Microsoft hat mit dem Surface Book etwa einen tollen Macbook-Konkurrenten vorgelegt, und im Bereich der Smartphones drängen etwa Anbieter wie Xiaomi mit günstigeren, aber dennoch hochwertigen Modellen auf den Markt. (fsc, 2.1.2018)