Wien – Die Medienservicestelle Neue Österreicher/innen muss ihre Aktivitäten einstellen. Es sei nicht gelungen, eine tragfähige Finanzierung sicherzustellen, teilte Chefredakteur Zarko Radulovic am Mittwoch in einer Aussendung mit. Radulovic war der einzige Angestellte, im Schnitt arbeiteten zusätzlich bis zu acht freie Mitarbeiter für die Plattform.

Die Servicestelle war unter anderem von Kanzleramt, Außenministerium, Arbeiterkammer und Industriellenvereinigung finanziert worden. Laut Peter Wesely, dem Vorstand der Medienservicestelle, sei es nicht möglich gewesen, rund 90.000 Euro aufzustellen. So hoch war in etwa das Budget pro Jahr, sagt er zum STANDARD – gespeist aus Förderungen und Sponsoren. Bereits Ende 2016 stand die Finanzierung auf der Kippe, jetzt wäre es aber "fahrlässig" gewesen weiterzumachen. Auch Anfragen bei diversen Verlagen, an Bord zu gehen und sich an der Plattform zu beteiligen, blieben ohne Erfolg, so Wesely.

Fakten und Sprungbrett

Ziel der Servicestelle war es, Fakten über die Situation von Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich für Journalisten heimischer Medien aufzubereiten. "Sachliche, neutrale und wertfreie Information, ohne etwas zu beschönigen oder zu verteufeln", sagt Chefredakteur Zarko Radulovic zum STANDARD. Das Aus für die Medienservicestelle bedauert er, auch weil sie für einige Mitarbeiter als Sprungbrett zu anderen Medien fungiert habe.

Seit dem Frühling 2011 wurden auf dem Portal knapp 500 Artikel veröffentlicht. Zudem wurden rund 230 Studien, die die Themen Integration, Migration und Asyl behandeln, in der "iBib" veröffentlicht. Mehr als 660 Rechercheanfragen wurden in diesem Zeitraum behandelt und beantwortet.

Mit der "Stammtisch-App" wurde versucht, die oft hitzig geführten politischen Debatten zu versachlichen. Gängige Vorurteile zu den Themen Integration, Migration, Asyl, Fremdenfeindlichkeit, Nationalsozialismus werden in der App behandelt und richtiggestellt.

Bis auf weiteres bleiben diese App und die Webseite www.medienservicestelle.at online verfügbar. Sie werden allerdings nicht mehr aktualisiert. (APA, omark, 27.12.2017)