Die Raumsonde Osiris-Rex soll die Oberfläche des erdnahen Asteroiden Bennu detailreich vermessen und kartieren, ehe sie sich bis auf wenige Meter annähert und mit ihrem Roboterarm Proben entnimmt. Dafür wird das Material zuvor mithilfe von Stickstoffgas gelockert und aufgewirbelt.

Foto: Nasa

Washington/Wien – Wenn alles nach Plan läuft, wird das von Astronomen und anderen Weltraumenthusiasten heißersehnte Zusammentreffen im August 2018 stattfinden: Dann soll die Forschungssonde Osiris-Rex der US-Weltraumbehörde Nasa nach knapp zweijähriger Reise beim Asteroiden (101955) Bennu ankommen und sogleich in den Erkundungsmodus übergehen.

Bennu ist kein Unbekannter. Der Brocken mit einem Durchmesser von rund 500 Metern sorgte bald nach seiner Entdeckung 1999 für Schlagzeilen: Er kommt der Erde auf seiner Bahn alle sechs Jahre nahe und gilt daher als möglicher Kandidat für einen Einschlag auf unserem Planeten. Um das Jahr 2135 wird er der Erde sogar näher kommen als der Mond, eine Ablenkung seiner Bahn ist nicht ganz auszuschließen.

Detaillierte Vermessung

Das Risiko für einen Impakt ist zwar nicht sehr hoch, die Folgen wären aber verheerend: Sollte Bennu die Erde eines Tages treffen, würde dabei im Vergleich mit dem Einschlag des Tscheljabinsk-Meteoriten 2013 im russischen Ural, bei dem rund 1500 Menschen verletzt wurden, die 10.000-fache Energie freigesetzt. Grund genug also, das Objekt näher zu untersuchen.

Nach seiner Ankunft soll sich Osiris-Rex über einen Zeitraum von mehreren Wochen langsam dem dunklen, kohlenstoffreichen Brocken annähern und dessen Oberfläche vollständig kartieren. Mit diesen Daten und weiteren Messungen soll die Raumsonde eruieren, wie stark der sogenannte Jarkowski-Effekt die Bahn des Asteroiden beeinflusst.

Zugriff mit Roboterarm

Die Ursache dieses Phänomens ist die unterschiedlich starke Erwärmung der Oberfläche von Asteroiden durch die Sonne. Die Wirkung des Effekts auf den Bahnverlauf wird dabei von einer ganzen Reihe von Faktoren bestimmt, darunter die Oberflächenbeschaffenheit und die Wärmeleitfähigkeit des Asteroiden. Osiris-Rex ist ein Testlauf dafür, erdnahe Objekte wie Bennu künftig berechenbarer zu machen.

Das primäre Ziel der Mission ist aber ein anderes: Nach Abschluss ihrer Messungen soll die Sonde mithilfe eines drei Meter langen Roboterarms Staub und kleinere Klumpen von Bennu aufsammeln und in einer Kapsel zur Erde schicken. Klappt das wie geplant, werden Wissenschafter die wertvolle Fracht im Jahr 2023 in ihren Händen halten – und einen Blick in die Frühzeit des Sonnensystems werfen können.

Bennu und andere Asteroiden dürften einst aus Überresten jener Bausteine entstanden sein, aus denen sich auch die Planeten formten. Die Forscher hoffen daher, mithilfe neuer Daten und Materialproben mehr über die Bedingungen dieser Frühphase zu erfahren. Aber auch private Unternehmen blicken erwartungsvoll auf die Mission: Asteroiden beherbergen in ihrem Gestein etliche wertvolle Rohstoffe, die eines Tages abgebaut werden könnten. Die Mission Osiris-Rex könnte als Vorbild für erste Versuche dienen. (David Rennert, 27.12.2017)