Auch schwerkranke Kinder wurden aus der Stadt gebracht.

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Damaskus – Nach monatelangem Warten haben Hilfsorganisationen erstmals Schwerkranke aus der belagerten syrischen Rebellenbastion Ost-Ghuta bringen können. Zunächst wurden drei Kinder und ein Mann aus der Stadt gebracht, wie ein Vertreter des Roten Halbmondes am Mittwoch sagte. Weitere 25 Schwerkranke sollen noch in Krankenhäuser in der nahegelegenen Hauptstadt Damaskus gebracht werden.

In der von Rebellen gehaltenen Stadt Duma warteten die Familien der Schwerkranken schon vor Tagesanbruch auf Krankenwagen. Aus der Stadt gebracht wurden zunächst ein acht Jahre altes Mädchen mit der Bluterkrankheit, ein Baby mit der Nervenerkrankung Guillain-Barre-Syndrom, ein Kind mit Leukämie und ein Mann, der eine Nierentransplantation braucht, wie Ahmed al-Saur vom Roten Halbmond sagte.

Unter Kontrolle der Rebellen

Die Hilfsorganisation Syrisch-amerikanische medizinische Gesellschaft erklärte, 29 Patienten würden insgesamt aus der Region gebracht. Heute seien vier Patienten evakuiert worden. Die anderen Schwerkranken würden in den kommenden Tagen folgen.

Ost-Ghuta ist eines der letzten Gebiete unter Kontrolle der Rebellen in Syrien. In der Region am Ostrand von Damaskus leben knapp 400.000 Menschen seit 2013 unter ständiger Belagerung durch die Regierungstruppen. Rund die Hälfte davon sind Kinder. Seit Jahren haben sie kaum noch Lebensmittel oder Medikamente.

16 Menschen gestorben

Bereits vor Monaten war eine Liste mit 500 schwerkranken Zivilisten erstellt worden, die dringend in Sicherheit gebracht werden müssen. Vergangene Woche sagte Uno-Hilfskoordinator Jan Egeland, allein seit November seien mindestens 16 Menschen von dieser Liste gestorben, weil sie nicht in Krankenhäuser außerhalb des belagerten Gebiets gebracht worden seien. Demnach scheiterten die Evakuierungen und geplante Hilfslieferungen an fehlenden Genehmigungen der syrischen Behörden.

Nun lief die Evakuierung an. Im Gegenzug ließen die Rebellen fünf Gefangene frei. Die in Ost-Ghuta dominierende Rebellengruppe Jaish al-Islam (Armee des Islam) erklärte, sich zur Freilassung einiger Gefangener bereiterklärt zu haben.

Ost-Ghuta ist eine der vier sogenannten Deeskalationszonen in Syrien, auf die sich die Konfliktparteien bei Friedensgesprächen in der kasachischen Hauptstadt Astana einigten. Die Einrichtung dieser Schutzzone führte zwar zwischenzeitlich zu einem Rückgang der Kämpfe; die syrische Regierung von Machthaber Baschar al-Assad hielt aber an der Belagerung fest und nahm Mitte November die Luftangriffe auf das Gebiet wieder auf.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow bezeichnete den Kampf gegen die Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien indes für größtenteils beendet. Die Nachrichtenagentur RIA zitierte Lawrow am Mittwoch mit den Worten, jetzt komme es darauf an, die Nusra-Front zu zerschlagen. Diese Gruppierung ging aus der Terrororganisation Al-Kaida hervor und kämpft gegen Präsident Bashar al-Assad.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan bekräftigte unterdessen seine Forderung nach einem Aus für den umstrittenen syrischen Präsidenten Bashar al-Assad. "In Syrien mit Assad zu gehen funktioniert absolut nicht", sagte er nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Mittwoch bei einem Besuch in Tunis. Assad sei ein "Terrorist", fügte Erdoğan auf der Pressekonferenz mit seinem tunesischen Amtskollegen Beji Caed Essebsi hinzu. Man könne keine Zukunft mit einem Präsidenten planen, der "fast eine Million Bürger getötet" habe, sagte Erdoğan laut den Angaben von Anadolu zudem. (APA, 27.12.2017)