Der Kärntner Künstler Pepo Pichler wohnt in einem Schloss im Lavanttal, das er 20 Jahre lang saniert und repariert hat. Zu Silvester verwandelt es sich in eine Partyzone, wo "Mensch ärgere dich nicht! " gespielt wird.

"Ich mag diesen Raum, diese Stimmung, diese Wärme. Am liebsten liege ich, so wie jetzt, auf dem kuscheligen Fuchsfell, das wir in einer Stadt namens Moscow in Idaho gekauft haben. Tierpelze sind etwas Angenehmes, weil sie dem Körper Wärme geben. Wärme ist eine der wichtigsten Sachen, um über den Winter zu kommen. Dieser Raum war nicht immer warm. Ganz im Gegenteil! Als wir das Gebäude gefunden haben, gab es in den Fenstern kein Glas, nur Fliegengitter. Alles war voller Vögel und Käfer. Das war ein Anblick!

"Ich habe mir bereits alle Wünsche erfüllen dürfen." Pepo Pichler mit Fuchsfell und Kunst in seinem Schloss Schmelzhofen.
Foto: Ferdinand Neumüller

Aber zurück zum Anfang. Eigentlich lebe ich schon seit vielen Jahren in den USA, in San Francisco, wo ich auch meine Frau Anita Naz kennengelernt habe. Wir haben eine schöne Wohnung in Pacific Heights. San Francisco war einmal eine tolle, quirlige Stadt, doch seit dem Hightechboom hat sie sich massiv verändert, ist eine Stadt der Superreichen geworden und hat vieles von ihrem einstigen Charme eingebüßt. Und so hatten wir eines Tages die Idee, uns einen Wohnsitz in Kärnten zuzulegen – da, wo ich ursprünglich herkomme – und ein halbes Jahr da, ein halbes Jahr dort zu verbringen.

Ich wollte unbedingt etwas Altes, etwas Industrielles in ländlicher Lage. 1992 sind wir dann auf das Schloss Schmelzhofen in St. Margarethen im Lavanttal gestoßen, ein paar Kilometer von Wolfsberg entfernt. Wir haben uns, als wir davon erfahren haben, sofort in den Flieger gesetzt. Schmelzhofen ist ein Anwesen aus dem 13. Jahrhundert, mit einer alten Mühle und einem Gutshof, den ich als Atelier nutze. Das gesamte Schloss war in einem erbärmlichen Zustand. Es gab kein warmes Wasser, keine Heizung, keinen Kanal.

1992 haben wir begonnen, das Schloss zu sanieren. Wir haben die alten Wände und Holzdecken freigelegt, haben die Mauern trockengelegt, haben eine Heizungsanlage installiert, Warmwasser eingezogen, einen Kanal gelegt, drei Badezimmer eingebaut, Türen und Fenster restauriert, Putze und Deckenstuck saniert, Holzböden repariert, und, und, und ... Baustelle ist etwas Wunderschönes. Man weckt ein Gebäude ganz langsam aus einem Dornröschenschlaf. Und man entdeckt immer etwas Neues, sogar auch neue Facetten von sich selbst. Es ist unglaublich, aber das letzte Gerüst haben wir erst vor vier Jahren entfernt. Alles in allem hatten wir also mehr als 20 Jahre Baustelle! Es war schon ein ziemliches Umgewöhnen, als nach so langer Zeit plötzlich die Arbeit erledigt war und wir endlich zu wohnen beginnen durften.

Heute genießen wir es in vollen Zügen. Das Wohnen hier ist eine tolle Ergänzung zu San Francisco. Und es ist ein Wohnen mit allem und mit allen. Meine Frau und ich umgeben uns gern mit Kunst – mit Malerei, Bildhauerei, japanischen Drucken, asiatischen Miniaturen und mexikanischen Retablos. Anita hat eine beeindruckende Sammlung an Fächern, eine Rarität! Und obwohl das Haus schon längst voll ist, habe ich immer noch den Drang, Neues zu erwerben. Wir haben gesammelt, bis alles voll geworden ist. Das Einzige, was immer geht, sind Bücher, Bücher, Bücher.

Hier in diesem Zimmer laden wir zu Silvester immer 30, 40 Leute ein und feiern gemeinsam das Ende des Jahres. Es gibt ein riesiges Buffet mit Wiener Schnitzel, Roastbeef, Lachs und Shrimps, Dinner for One im Fernsehen, diversen Walzern auf Ö1, ein paar Spieltischen mit Mensch ärgere dich nicht!, später Gulasch und Heringsalat, und insgesamt viel Ungezwungenheit, um sich besser kennenzulernen und in guter Laune ins neue Jahr hinüberzurutschen. Ich selbst freue mich schon auf 2018, aber Wünsche und Vorsätze habe ich echt keine mehr. Ich habe mir bereits alle Wünsche erfüllen dürfen." (30.12.2017)