"Grundwasserspiegel der Nächstenliebe" nicht abgesunken: Kardinal Schönborn.

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"Kriege sind ein offensichtliches Beispiel von absurdem Stolz": Papst Franziskus (hinter einer Monstranz mit dem Allerheiligsten).

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Wien/Rom – Wiens Kardinal Christoph Schönborn warnte in seiner Silvesteransprache am Sonntag im ORF-Fernsehen davor, dass das Wort Asyl ein Schimpfwort wird. Man müsse bedenken, dass jeder in eine solche Situation kommen kann, dass er Hunger und Flucht erlebt, erklärte Schönborn. Papst Franziskus erklärte gleichzeitig in Rom, dass "Lügen und Ungerechtigkeiten" das abgelaufene Jahr verschmutzt hätten.

In Österreich haben zuletzt viele Menschen Asyl gesucht, und auch in Zukunft werde es "enorme Migrationsströme" geben, die auch vor Europa nicht haltmachen werden. "Das Wort Asyl darf in unserem Land nicht zu einem Schimpfwort werden", betonte der Kardinal dazu. "Wir müssen immer bedenken: Jeder von uns kann in eine solche Situation geraten."

Hoffnung für das neue Jahr überwiegt

Auch wenn die "Krisen und Gefahren groß sind und real", gebe es Gründe der Hoffnung für 2018 und darüber hinaus, so Schönborn laut Kathpress weiter. "Jedes Kind, das geboren wird, ist ein Grund zur Hoffnung." Gleiches gelte für die Zuwendung einem Notleidenden gegenüber.

In Österreich sei der "Grundwasserspiegel der Nächstenliebe" nicht abgesunken. "So viele Menschen wenden sich dem Nächsten zu, der in Not ist", sagte der Wiener Erzbischof. "Solange wir aufeinander zugehen, Brücken bauen, einander die Hand reichen, statt die Faust zu zeigen, wird es in unserem Land Gründe der Hoffnung geben."

Für hilfreich hält Schönborn auch den Blick auf die wechselhafte Geschichte der Republik Österreich, deren Gründung vor 100 Jahren im kommenden Jahr gefeiert wird. Die Republik sei nach den Schrecken der beiden Weltkriege entstanden beziehungsweise wiedererstanden. Der Kardinal erinnerte dazu an die Worte von Österreichs Nachkriegskanzler Leopold Figl, der den Menschen zugerufen hatte: "Glaubt an dieses Österreich."

Papst warnt vor Kriegsgefahr

Der Papst hat in seinem Dankes-Gottesdienst zum Jahresende im Petersdom zu mehr Solidarität aufgerufen und Kriege weltweit verurteilt. "Kriege sind ein offensichtliches Beispiel von absurdem Stolz", sagte Franziskus am Sonntag im Petersdom.

Das Kirchenoberhaupt verurteilte die "Lügen und Ungerechtigkeiten", die das Jahr 2017 "verschmutzt" hätten. Zugleich danke er den vielen Menschen, die sich für Gerechtigkeit einsetzten, sagte der Papst. Ausdrücklich sprach er im Beisein der römischen Bürgermeisterin Virginia Raggi all jenen Personen seinen Dank aus, die sich für das Wohl der Stadt Rom engagierten.

"Frieden ist ein Recht aller"

Beim Angelusgebet zu Neujahr sprach Papst Franziskus dann auch die Themen Asyl und Migration an. Er rief zu verstärkten Anstrengungen für die Aufnahme und die Integration von Migranten und Flüchtlingen auf. Man dürfe den Flüchtlingen, die lange und anstrengende Reisen auf der Suche nach Frieden unternehmen, ihre Hoffnungen nicht nehmen, so der Papst. "Frieden ist ein Recht aller. Migranten und Flüchtlinge sind bereit, lange und gefährliche Reisen zu unternehmen, um diese Freiheit zu erlangen", sagte der Papst am Weltfriedenstag der katholischen Kirche, den er dem Thema Migranten widmete. Der Neujahrstag ist in der katholischen Kirche der Weltfriedenstag. (APA, 1.12.2017)