Serena Williams ist vier Monate nach der Geburt ihrer Tochter wieder im Büro. Sie sucht nach ihrer Form, möchte nichts überstürzen. "Wenn ich zurückkomme, möchte ich um die großen Titel spielen."

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Abu Dhabi / Melbourne – Serena Williams strahlte über das ganze Gesicht, sie sprudelte fast über vor Freude, und das nach einer Niederlage. "Mama ist wieder im Büro", sagte die 36-Jährige beim Einladungsturnier in Abu Dhabi, wo sie das Match gegen French-Open-Siegerin Jelena Ostapenko in drei Sätzen verlor. "Ich bin sehr glücklich, wieder bei euch zu sein, das Leben ist gut zu mir."

Bei ihrem Comeback nach elf Monaten Tennispause und der Geburt ihrer Tochter Alexis Olympia im September sind der langjährigen Weltranglistenersten aber auch ein paar Zweifel gekommen. Nach etwas mehr als einer Stunde Spielzeit hatte sie das Match gegen Ostapenko mit 2:6, 6:3, 5:10 verloren und dabei deutliche Fitness-Defizite offenbart. "Ich habe schon einiges erlebt", sagte sie. "Ich bin nach Verletzungen, nach Krankheiten, nach Operationen zurückgekommen, aber noch nie, nachdem ich ein neues Leben zur Welt gebracht habe. Ich muss mich als Mensch, als Mutter und auch als Tennisspielerin neu erfinden."

Baby in der Box

Ihr Baby beherrscht ihre Gedanken selbst dann, wenn sie auf dem Platz steht, auch das ist eine neue Erfahrung für die sonst so auf das Spiel fokussierte Serena Williams. "Ich war besorgt, ob Alexis Olympia okay ist", sagte sie nach dem Match. "Ich habe dauernd zu meiner Box hochgeschaut und gefragt: Ist alles in Ordnung mit ihr?"

Williams, in der Weltrangliste auf Platz 22 abgerutscht, war die lange Auszeit besonders ab dem Ende des zweiten Satzes deutlich anzumerken. Ihre Bewegungen waren nicht so geschmeidig, ihre Schläge nicht so wuchtig, wie es bei ihr üblicherweise der Fall ist. Ob sie zur Titelverteidigung bei den Australian Open in Melbourne (15. bis 28. Jänner) antritt, ließ die Amerikanerin deshalb entgegen ihrer ursprünglichen Planungen vorläufig offen. "Ich weiß nicht, ob ich wirklich schon bereit bin, auf die Tour zurückzukehren", sagte Williams. "Wenn ich zurückkomme, möchte ich um die großen Titel spielen. Ich denke von Tag zu Tag, ich werde alles mit Trainer Patrick Mouratoglou besprechen."

23 Major-Titel hat Williams bisher gewonnen, den ersten 1999 bei den US Open in New York, den bis dato letzten, bereits schwanger, im Jänner 2017 in Melbourne.

Einzigartig wäre Williams' erfolgreiche Rückkehr nicht. Schon die Australierinnen Margret Court und Evonne Goolagong sowie die Belgierin Kim Clijsters gewannen Grand-Slam-Titel als Mütter. (sid, 1.1.2018)