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Kurz nach dem großen Feuerwerk in Pjöngjang stellte Machthaber Kim Jong-un in seiner Rede (die auf dem Foto in Südkorea verfolgt wird) den Ausbau des militärischen Raketenarsenals in Aussicht, zeigte aber gleichzeitig Gesprächsbereitschaft mit Südkorea.

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Südkorea reagierte prompt: Verteidigungsminister Cho Myoung-Gyon bot Nordkorea ein Treffen am 9. Jänner an.

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"Zeit im Bild"-Beitrag über die jüngste Reaktion aus Südkorea.

ORF

Pjöngjang/Seoul/Wien – Einen Tag nach dem Gesprächsangebot Nordkoreas hat Südkorea dem Nachbarland ein Treffen in der nächsten Woche vorgeschlagen. Eine Zusammenkunft auf hoher Ebene könne am 9. Jänner im Grenzort Panmunjom stattfinden, sagte Vereinigungsminister Cho Myong-gyon am Dienstag.

Bei den Gesprächen könne es um eine mögliche Beteiligung Nordkoreas an den Olympischen Winterspielen im Februar im südkoreanischen Pyeongchang gehen, aber auch um andere Themen zur Verbesserung der bilateralen Beziehungen, teilte Cho mit. China begrüßte die jüngste Annäherung.

Zuvor hatte der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un mit seiner Neujahrsrede für Aufsehen gesorgt, in der er einerseits Atomkriegsdrohungen wiederholte, aber auch dem Nachbarn Südkorea einen Dialog anbot.

Strategie der Spaltung

Vor allem in Washington dürfte man die Rede Kim Jong-uns nur sehr ungern gehört haben. Denn dass der nordkoreanische Diktator versuchen könnte, einen Keil in die bisher enge Allianz zwischen den USA und Südkorea zu treiben, hatte man im Pentagon schon lange befürchtet. In seiner Ansprache erfüllte Kim diese Sorge nun in auffälliger Weise, auch indem er die Nachbarn in Süden direkt ansprach, was ungewöhnlich ist.

Gleich mehrfach betonte er dabei seinen Willen, die Spannungen zwischen den beiden koreanischen Nachbarn zu reduzieren. 2018 sei für beide Staaten ein bedeutendes Jahr, so Kim – für sein Land, weil es "den 70. Jahrestag seiner Geburt" begeht. Und für die Südkoreaner wegen der olympischen Winterspiele, die vom 9. bis 25. Februar in Pyeongchang stattfinden sollen. An die Erwähnung des Sportevents knüpfte Kim jenes Dialogangebot, auf das Seoul gehofft hatte: Er wolle eine Delegation beauftragen, mit dem Süden über die Teilnahme nordkoreanischer Sportler zu verhandeln.

Alle Teile der USA treffen

Für Washington hatte Kim hingegen erneut scharfe Worte parat: "Es ist nicht nur eine Drohung, sondern die Realität, dass auf meinem Schreibtisch ein Atomknopf angebracht ist", sagte er. Nordkoreas Atomraketen könnten "alle Teile der USA erreichen", sollte sein Land angegriffen werden. Damit wiederholte er eine bekannte Drohung, deren tatsächliche Umsetzbarkeit unter Militärs vorerst aber noch als unwahrscheinlich gilt.

Der Plan, Washington und Seoul zu unterschiedlichen Reaktionen zu drängen, schien am Montag hingegen aufzugehen. Aus dem Weißen Haus waren nur wenige Kommentare zu bekommen, US-Präsident Donald Trump sagte auf die Frage von Reportern knapp, man werde noch sehen, wie die USA reagieren würden.

Freude in Südkorea

Die Präsidentschaftskanzlei in Seoul hingegen zeigte sich offen erfreut. "Wir haben unsere Bereitschaft, mit Nordkorea in einen Dialog einzutreten, mehrfach betont", sagte Park Soo-hyun, ein Sprecher des Präsidenten Moon Jae-in. Moon, der schon im Wahlkampf vor einem Jahr Entspannung mit Nordkorea angekündigt hatte, hofft auf eine Phase der relativen Ruhe während der olympischen Spiele. Er hatte daher dem Norden im November angeboten, während dieses Zeitraums geplante gemeinsame Manöver mit dem US-Militär auszusetzen.

Moon Jae-in hat bessere Beziehungen zu Nordkorea jedoch vom Nuklearprogramm abhängig gemacht. "Eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea kann nicht von der Lösung der Frage des nordkoreanischen Atomprogramms getrennt werden", sagte Moon am Dienstag vor einer Kabinettssitzung.

Daher müsse sich das südkoreanische Außenministerium "eng mit den Verbündeten und der internationalen Gemeinschaft" abstimmen. Die Ministerien für Wiedervereinigung und Sport sollen ihrerseits schnell Maßnahmen ergreifen, um eine Teilnahme Nordkoreas an den Olympischen Winterspielen zu ermöglichen.

Das IOC ist am Zug

Das südkoreanische Organisationskomitee für die Olympischen Spiele teilte zuvor sogar mit, man heiße die Ankündigung "enthusiastisch willkommen", während das IOC die Teilnahme prüfen will. Von der Sportbehörde hängt ab, ob die nordkoreanischen Sportler eine Sondererlaubnis zum Auftritt bekommen. Auf sportlichem Weg qualifiziert hatten sich nur die Paarläufer Ryom Tae-ok und Kim Ju-sik. Eine Anmeldungsfrist hatte Pjöngjang verstreichen lassen.

Das neue Angebot aus dem Norden wurde am Montag auch als Signal gewartet, dass der kommunistische Staat wegen der Sanktionen unter Druck gerät. Zuletzt hatte Südkorea zwei Tankschiffe – eines aus Hongkong, eines aus Panama – festgehalten, weil die Regierung in Seoul Nordkorea verdächtigt, damit die strengen Öleinfuhrsperren zu umgehen.

Schon in der vergangenen Woche war bekanntgeworden, dass westeuropäische Geheimdienste zudem russische Schmugglernetzwerke im Verdacht haben, Nordkorea mit Öl zu versorgen. Die Schiffe sollten auf hoher See von anderen Schiffen aus beladen worden sein. Indizien dafür, dass staatliche Stellen in Russland beteiligt seien, gebe es nicht. Moskau wollte sich dazu nicht äußern. (Manuel Escher, 1.1.2018, Updates am 2.1.)