Mathematische Fähigkeiten und den Umgang mit Zahlen zu erlernen ist wichtig. Laut Konsumentenschützern sollte im Lehrplan aber auch der richtige Umgang mit Geld verankert werden. Mit dem Einkommen richtig hauszuhalten muss auch gelernt werden. Ebenso, welche Rechte und Pflichten man als Verbraucher hat.

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Wien – Sein Auskommen mit dem Einkommen zu finden ist nicht immer eine leichte Aufgabe. Zu verlockend erscheinen Rabattaktionen, Zwischenabverkäufe, das neueste Handymodell oder ein Spontan-Shopping. Manchmal reicht das Einkommen ob seiner geringen Höhe aber nicht einmal, um bis zum Ende des Monats alle notwendigen Güter zu besorgen.

Und dennoch wird es als selbstverständlich erachtet, dass jeder die Fähigkeit erlernt hat, mit seinem Geld richtig hauszuhalten. Eine grobe Fehleinschätzung, wie eine Erhebung der Arbeiterkammer (AK) und des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) zeigt. Denn auch bei den Konsumentenschützern gehören Fragen, die mit der Planung des Haushaltsbudgets zusammenhängen, zu den am häufigsten gestellten.

Die Wohnkosten stellen den größten Posten im Haushaltsbudget dar. Dementsprechend liegen Fragen dazu mit knapp 25 Prozent auf Platz eins. Wie hoch darf die Miete sein, sind die Klauseln im Vertrag alle okay? Wie verhalte ich mich richtig, wenn es Fragen/Streit mit dem Vermieter gibt?

Grundlagen fehlen oft

Platz zwei – mit rund einem Fünftel der gestellten Fragen – geht an den Bereich Banken und Versicherungen. Einerseits, weil es dabei oft um größere Beträge geht. Andererseits, weil Finanz- und Versicherungsprodukte schwieriger zu verstehen sind. Es hapert laut Christian Prantner, Finanzexperte bei der AK, aber auch an wesentlichen Grundlagen. "Dass ein Kredit – egal ob bei der Bank, einer Bekannten oder der Tante aufgenommen – ein Rechtsgeschäft mit Pflichten ist, ist vielen nicht bewusst." In den Beratungen zeige sich das Nichtwissen oft auch bereits in der sprachlichen Umsetzung. Wenn beispielsweise jemand kommt und sagt, er habe einen Kredit bei der Bank "abgehoben": Das lasse laut Prantner bereits erkennen, dass hier grundsätzliches Wissen über solche Finanzgeschäfte fehle.

Hinzu komme, dass man vor allem Kindern und Jugendlichen deutlich klarmachen müsse, dass es sich auch um eine Kreditform handelt, wenn das Konto überzogen wird. Zumal die Zinslast dafür mit – je nach Bank – mehr als zehn Prozent enorm hoch ist und teuer zu Buche schlägt.

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Vor allem rund um das Thema Banken tun sich bei Kindern und Jugendlichen viele Fragen auf.
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Verträge überprüfen

Auf Platz drei kommen die Lebens- und Sachversicherungen – ein Bereich, bei dem sich ebenfalls Fragen häufen. "Viele Leute wünschen sich von den Konsumentenschützern, dass wir ihre Verträge überprüfen", sagt Prantner. Oft zeige sich auch erst im Schadensfall, was die Leistung des Vertrages war. Das Unverständnis, dass ein bestimmter Sachverhalt nicht abgedeckt ist, sei dann oft groß.

Hier mangele es laut dem AK-Experten auch daran, dass sich viele Menschen in Beratungssituationen oft nicht trauten, Fragen zu stellen. Ebenso werde zu selten eingefordert, dass der Vertrag Punkt für Punkt vom Berater erklärt werde. Der Wunsch nach einer neutralen Auskunft ist hoch. Auch wenn es um Fragen geht wie: "Ich will die Lebensversicherung kündigen, aber ich bekomme so wenig Geld heraus?" Dass es Verträge gebe, die nur langfristig Sinn machen, sei laut Prantner ein weiterer Punkt, der oft nicht erkannt werde. Und das sowohl beim Abschluss als auch bei der vorzeitigen Auflösung.

Verbraucherbildung fördern

Für die Konsumentenschützer gehört hier ganz deutlich bereits in den Schulen angesetzt. Denn "haben die Eltern schon keinen guten Umgang mit Geld, wird das auch den Kindern falsch weitergegeben", sagt Prantner. Der Punkt Verbraucherbildung gehöre daher unbedingt in die Lehrpläne. Denn mit einem ersten Praktikum, einem Handyvertrag, Mietvertrag oder der Steuererklärung fängt das finanzielle Leben und die finanzielle Selbstständigkeit an.

Dass sich Schüler – auch von höheren Schulen – auf diese Welt des selbstverständlichen Umganges mit Geld schlecht vorbereitet fühlen, ist für Prantner ein Alarmsignal, das ernst genommen werden muss: "Man muss die Schüler auf ihre Rolle als Arbeitnehmer, Konsument und Steuerzahler vorbereiten."

Finanzielle Bildung werde oft mit Kapitalmarktbildung gleichgesetzt. Hier gehöre laut dem Konsumentenexperten deutlich differenziert. Denn würden Schülern die Grundlagen des Umgangs mit Geld und Haushaltsführung nicht nähergebracht, bleibe wohl auch der Kapitalmarkt eine abstrakte Angelegenheit. Deutlich vermittelt gehöre laut Prantner auch, dass man sich Wissen auch holen kann. Hinterfragen und nachfragen sei keine Schande. (Bettina Pfluger, 7.1.2018)