Im Netz gab es tausende menschenfeindliche Kommentare zum Wiener Neujahrsbaby

Foto: Netpeace

Jenen Mitbürgern, die in den vergangenen Tagen Hasspostings gegen das Wiener Neujahrsbaby verfasst haben, drohen Ermittlungen nach dem Verhetzungsparagrafen. Wie "Heute" berichtet, gab es bereits eine Reihe von Anzeigen. Zahlreiche Menschen störten sich daran, dass die Mutter des Neujahrsbabys ein Kopftuch trägt. Es hagelte zahlreiche fremdenfeindliche Beiträge.

Unzensuriert: "Unterwanderung Europas"

Auch die FPÖ-nahe Plattform "Unzensuriert.at", deren ehemaliger Chefredakteur Alexander Höferl nun Kommunikationschef im Innenministerium ist, heizte die Stimmung weiter an. "Übrigens: Das Neujahrsbaby österreichweit ist in diesem Jahr ein Kind österreichischer Eltern namens Julia. Eine echte Rarität!", schrieb "Unzensuriert".

Bebildert wird der Artikel mit einem Foto, das laut Quellenangaben in Mekka aufgenommen wurde. Der Text dazu lautet auf "Unzensuriert": Die "Unterwanderung Europas zeigt sich beim Jahreswechsel: Immer häufiger sind die Eltern von Neujahrsbabys moslemische Migranten". In den Kommentaren war etwa die Rede von einer "Assel", die geboren wurde; der Islam wird als "Geisteskrankheit" bezeichnet.

Erklärungen für hohe Zahl migrantischer Kinder

Wie die "Presse" anmerkt, könnte sich eine vermeintlich erhöhte Zahl von Neujahrsbabys mit Migrationshintergrund etwa dadurch erklären, dass diese Geburtenlisten meist nur öffentliche Krankenhäuser umfassen; außerdem müssen Eltern der Veröffentlichung von Name und Foto ihres Neujahrsbabys zustimmen.

Mutter des Neujahrsbabys bedankt sich für Gratulationen

Die Mutter des angefeindeten Neujahrsbabys sagte zu "Österreich", dass ihr die Hasspostings "egal" seien: "Für uns ist jetzt unsere Tochter das Wichtigste." Den Hasspostern möchte sie nichts ausrichten, da sie "mit meinen Worten doch sowieso nichts ändern" könne. "Lieber möchte ich mich bei den Menschen bedanken, die uns gratuliert haben."

Caritas-Wien-Generalsekretär Klaus Schwertner rief auf Facebook zu einem sogenannten "Flowerrain" für das Neujahrsbaby auf. So bezeichnet man das Gegenteil eines Shitstorms, also eine Welle an positiven Kommentaren. Sein Posting wurde mittlerweile über 7.700-mal geteilt.

Menschenfeindliche Hasspostings werden vor allem seit dem Beginn der Flüchtlingskrise debattiert. In zahlreichen Ländern kam es zu Gesetzesverschärfungen, in Österreich wurde etwa eine eigene Beratungsstelle zu Hass im Netz eingerichtet. (fsc, 4.1.2018)