Wien – Ein Forschungsteam der MedUni Wien hat einen psychologischen Test für Kandidaten einer möglichen bionischen Handrekonstruktion entwickelt. Mit Hilfe der strukturierten Evaluierung soll festgestellt werden, ob Patienten die psychologischen Voraussetzungen für den Eingriff erfüllen, bei dem eine gelähmte durch eine mechatronische Hand ersetzt wird, berichten die Forscher im Fachblatt "Plos One".

Durch Unfälle kann es zu schwerwiegenden Verletzungen der Nerven kommen, die den Arm und die Hand versorgen. Wenn die Funktion dieser Nerven nicht innerhalb weniger Monate nach dem Unfall wiederhergestellt wird, "stirbt" die Muskulatur der Hand ab, sie wird zum funktions- und gefühllosen Anhängsel. Die bionische Rekonstruktion gibt solchen Patienten wieder Hoffnung. Doch nicht jeder Patient passt in dieses Programm – es müssen gewisse psychologische Voraussetzungen erfüllt werden.

Traumata und Erwartungshaltungen

Die bionische Rekonstruktion beinhaltet nämlich auch die Amputation der funktionslosen Hand, was einen gravierenden Eingriff in die körperliche Integrität darstellt. Deshalb muss vorher geklärt werden, ob sich der Patient der Tragweite dieser Entscheidung bewusst ist und abschätzen kann, mit welchem Rehabilitationsaufwand die Wiederherstellung der Handfunktion, wenn auch mechatronisch, einhergeht.

Dafür hat ein Team um Oskar Aszmann von der Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien ein psychosoziales Assessment entwickelt, das jeder Patient vor der geplanten Amputation durchlaufen muss. Es besteht aus mehreren Fragebögen und einem zweistündigen Interview mit einer klinischen Psychologin. Dabei wird abgefragt, inwieweit der Unfall, der zur Nervenverletzung geführt hat, verarbeitet wurde, welche Erwartungen der Patient an eine Prothese hat und ob diese realistisch sind.

"Immer wieder sehen wir Patienten, die Cyborg-ähnliche Fantasien mitbringen, was vor allem durch verzerrte Medienberichte bedingt ist", sagte Laura Hruby, die das Assessment mitentwickelt hat. "Sie müssen ausreichend darüber aufgeklärt werden, dass eine Handprothese kein Wunderding ist." (APA, 4.1.2018)